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Donnerstag, 15. Dezember 2011

In China essen sie Hunde!

Noch vor wenigen Tagen habe ich es in diesem Blog geschrieben und schon heute wurde es Realität: In China protestieren die Menschen. Ein ganzes Dorf mit seinen 20.000 Einwohnern geht auf die Straße. Sie proben den Aufstand, weil sie ihre Löhne einfordern und gegen die korrupte Staatsmacht demonstrieren wollen, die kommunales Eigentum an windige Immobilienfirmen verscherbelt. Die Behörden haben die Kontrolle über die Lage verloren. Mahlzeiten werden knapp.

Viele weitere Fälle sozialer Unruhen ereignen sich in dem gelben Riesenland, das vor Spannung zu bersten droht. Wo die Wirtschaft seit Jahren von einem Rekord zum nächsten eilt, viele westliche Staaten und deren Konzerne Geschäfte und Profite machen, da werden Forderungen der einheimischen Bevölkerung nach Partizipation an dem Aufschwung und dem damit einhergehenden Wohlstand laut. Doch es gibt unzählige Baustellen: das Eigentum wird nicht ausreichend gewährleistet, erst vor wenigen Jahren gab es eine Reform, die es den Chinesen überhaupt möglich machte, ihr Eigentum besser vor Willkür zu schützen.
Menschenrechtsverletzungen sind in China gang und gäbe, laut Amnesty International verhängt alleine die chinesische Volksrepublik so viele Todesstrafen, wie der ganze Rest der Welt. Ein einsamer Spitzenrekord und der absolute Wahnsinn. Auch wenn dieser Link schon etwas älter ist, wer sich für dieses Thema interessiert wird auf den Seiten von Amnesty International fündig.

Das Land hat seinen Wohlstand zwei Phänomenen zu verdanken, die typisch sind für das 21. Jahrhundert: Völkerwanderungen, in China im Besonderen durch Millionen Wanderarbeiter gekennzeichnet, und der Globalisierung, der das rote Reich einen großen Teil seines neuen Vermögens zu verdanken hat. Spannungen und soziale Unruhen entstehen nun, weil arm auf reich trifft und die sichtbaren Wohlstandsunterschiede mit Hilfe der Mund-zu-Mund-Propaganda bis in's letzte Dorf China's getragen werden.

Über 100 Mrd. US-$ wurden alleine dieses Jahr bereits aus dem Ausland in China investiert. Von solchen Konjunkturprogrammen wagt so manch ein westlicher Politiker gar nicht zu träumen. Das zeigt sich natürlich in beeindruckenden Wachstumszahlen und in einem wachsendem Selbstbewusstsein.
Dabei gibt es wie oben beschrieben unglaublich viele Missstände. Leider konzentrieren sich unsere Medien viel zu sehr auf die positiven, die wirtschaftlichen Meldungen aus China. Es wird kein oder nur ein zu vernachlässigender Druck gegenüber dem großen Land in der Mitte aufgebaut. Es wird viel zu unkritisch und eingeschüchtert von den vermeintlich so großen Problemen in unseren Landen, USA und Europa, berichtet. Ausschließlich Positives wird in den Vordergrund gestellt.

Ganz anders sieht die Berichterstattung zu unseren Gefilden aus: Viele Schreckenszenarien um Währungsturbulenzen und Rezessionen geistern durch unsere Medien, ständig wird Angst geschürt. Ich frage mich warum das so ist und finde nur eine unzureichende Erklärung in dem Wandel, den die gesamte Medienlandschaft selbst durch das Internet erfahren muss. Wahrscheinlich sind es wegbrechende Einnahmen aus der Werbeindustrie, die den Verlagshäusern und den Radio- und Fernsehsendern zu schaffen machen und sie mithin immer wieder auf's Neue veranlassen, Hiobsbotschaften zu verbreiten. Schlechte Nachrichten haben sich schon immer gut verkauft heißt es meist ganz lapidar dazu. Das wird es wohl sein. Wenn es dem Nachbar schlechter geht als mir, dann bin ich zufrieden. Das selbe Prinzip setzt wohl auch ein, wenn es  um Menschen geht, die wir nicht persönlich kennen, Unternehmen aus anderen Regionen, anderen Staaten.

In dieses Bild passen die Meldungen aus China nicht hinein. Dort blühen die Landschaften, dort fließt Milch und Honig. Was für ein Quatsch, liebe Medien, mehr kritische Berichterstattung zu China ist erwünscht. Das ständige Verrücktmachen der eigenen Bevölkerung stößt mir persönlich sauer auf. Ein Bsp. ist die seit Jahren zu verfolgende Diskussion um einen schwachen € und einen schwachen US-$.
Lächerlich. Wo sind denn die Alternativen? Soll der Welthandel in Zukunft in Rubel berechnet werden, in türkischen Lira womöglich. Oder in chinesischen Yuan? Letzterer ist an den US-$ gekoppelt, was von der amerikanischen Regierung seit Jahren kritisiert wird. Fazit: Es gibt zum US-$ und zum € keinerlei brauchbare Alternative, so einfach ist das. All die Meldungen der letzen Jahre sind Kokolores. Ausufernde Staatsschulden in Griechenland haben überhaupt keine Bedeutung in unserer Welt, auf den Punkt gebracht interessiert das Land an Europa's Peripherie niemanden wirklich.

Viele Nachrichten in den heutigen Medien sind wenig bis gar nichts wert. Sie stehen isoliert im Raum, herausgerissen aus dem Gesamtkontext einer eng verwobenen und globalisierten Welt haben sie einen Mehrwert von wenigen Stunden, höchstens bis zur nächsten Meldung und stellen so oder so ohnehin nur die Einzelmeinung eines Journalisten oder Redakteurs dar.

Heute habe ich zur Abwechslung vielleicht etwas philosophischer geschrieben als sonst, allerdings brennen mir einige Themen einfach unter den Fingernägeln. Trotz oder gerade wegen den Turbulenzen: Immer entspannt bleiben und den Tag genießen!

Mein Fazit läßt sich in drei Kernpunkten zusammenfassen:
1. China ist zwar wirtschaftlich stark muss aber mit massiven Umbrüchen in seiner Gesellschaft rechnen. Nicht anders sieht es die Regierung in Peking und zensiert das Internet.
2. Die Medien berichten heimatbezogen zu negativ und China betreffend zu positiv.
3. Die €/$-Krise ist in der von den Medien dargestellten, nämlich dramatisierenden Form, nicht existent.

Bis zum nächsten Mal! Matthäus

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Führungschaos in der FDP

Die Liberalen befinden sich in der Krise. Das ganze Jahr 2011 stand unter keinem guten Stern für die Freie Demokratische Partei.
Viele verlorene Landtagswahlen führten dazu, dass sich das Personalkarussel innerhalb der Führungsspitze zu drehen begonnen hat. Erst gab der aktuelle Bundesaußenminister Guido Westerwelle seinen Parteivorsitz ab, Philipp Rösler übernahm. Nun verkündete auch der Generalsekretär Christian Lindner seinen Rücktritt, nachdem er durch unglückliche Äußerungen zu dem von Frank Schäffler initiierten ESM-Mitgliederentscheid unter Druck geriet.
Damit ist der Machtkampf innerhalb der FDP offen zu Tage getreten und es bleibt gleichzeitig fraglich, wie sich der Richtungsstreit zu dem Europäischen Stabilitätsmechanismus, kurz ESM, weiter entwickeln wird.

Samstag, 10. Dezember 2011

2011 - das Jahr des Protestes (2)

Jetzt brodelt es auch in Russland, wo die brutale Diktatur Putin's die Menschen zur Weißglut bringt und die manipulierte Parlamentswahl die Menschen auf die Straße bringt.

Erst vor kurzem schrieb ich an dieser Stelle wo sonst auf dieser Welt die Menschen gegen Ungleichheit, Unterdrückung und Maßlosigkeit revoltieren. Es scheint sich zu bestätigen, dass die Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Hautfarbe, Geschlecht etc. ein Leben in Unfreiheit auf Dauer nicht hinnehmen möchten und über kurz oder lang dagegen aufbegehren. Wie nervös auch die Staatsführung in China ist, kann man in unserer Presse schon seit Längerem verfolgen, in der immer wieder über die dortige Internetzensur berichtet wird, z.B. hier, hier und hier.

Kaum vorstellbar, dass das nächste Jahr ruhiger werden wird, auch wenn ich selbst natürlich keine Glaskugel zu Hause stehen habe.

Freitag, 28. Oktober 2011

Jetzt kommt die Jahresendrally!

Nach der Einigung der Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel in dieser Woche wird es jetzt zu einer Jahresendrally kommen, da die Staatenlenker substanzielle Eckpunkte für die Lösung der Schuldenkrise beschlossen haben und das Damoklesschwert, das über den Finanzmärkten mit den vielen unterbewerteten Aktienunternehmen schwebte nunmehr erst einmal verschwinden wird.


Selbstverständlich kann es anders kommen, jedoch denke ich, dass der Schuldenschnitt Griechenlands in Verbindung mit einer Erhöhung der Kernkapitalquote europäischer Banken auf 9% als Teildurchbruch in dieser komplexen Materie zu werten sind, mit dem auch viele institutionelle Anleger nicht gerechnet haben. Hinzu kommt auch, dass die Hedge-Fonds im Gipfel-Vorfeld auf fallende Kurse setzten und somit nun ihre short-Positionierungen schließen müssen. Viele Unternehmen liefern außerdem ein Rekordergebnis nach dem anderen ab, Beispiele: BASF, SAP, VW.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

2011 - das Jahr des Protestes

Das Jahr 2011 ist noch lange nicht zu Ende. Zwei Monate vor dem Jahreswechsel lässt sich aber mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Jahr ein Jahr des Protestes gewesen ist.

Stuttgart 21

Angefangen hat es mit den Demonstrationen gegen das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 und für den Erhalt des Kopfbahnhofs, die im Herbst vergangenen Jahres begannen und bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg den ersten grünen Ministerpräsidenten der Geschichte der BRD hervorbrachten. Am 27.11.11 soll nun in einer Volksabstimmung über den Bahnhof entschieden werden.

Arabien

Schon Anfang des Jahres kam es dann in einem ganz anderen Erdteil zu massiven Protesten gegen die herrschende Klasse. Die Völker der arabischen Länder gingen auf die Barrikaden und demonstrierten vehement gegen die zum Teil brutalen Diktaturen. Der ägyptische Staatspräsident Mubarak ist von der Bildfläche verschwunden genauso wie gerade erst kürzlich der lybische Rebellenführer Gaddafi. Inwiefern sich in den arabischen Ländern eine Demokratie nach westlichem Vorbild etablieren wird und ob und wie sich das kapitalistische Wirtschaftssystem, das sich gerade selbst in schwierigem Fahrwasser befindet, dort durchsetzen wird, ist auf jeden Fall zweifelhaft. Den alten Herrschern muss man jedenfalls keine Träne nachweinen.

Piratenpartei

Der allgemeine Unmut zeigt sich hierzulande mittlerweile auch in dem Einzug der Piratenpartei in das Abgeordnetenhaus Berlin's. Knapp 9 % der Wählerstimmen holten die Piraten bei den letzten Landtagswahlen und überraschten damit so manch einen Polit-Beobachter. Dabei gehen die Piraten mit nur einem einzigen Thema auf Stimmenfang: dem Internet.

Experten wie der ARD-Hauptstadt-Korrespondent Ulrich Deppendorf sehen die Piratenpartei kritisch geben ihr gleichzeitig aber auch Chancen sich über kurz oder lang zu etablieren, wenn sie auch andere Politik-Felder inhaltlich besetzen.

Occupy-Bewegung

Seit einigen Wochen sammeln sich, vorzugsweise an den Börsenplätzen dieser Welt, die Kritiker der Finanzmärkte und protestieren gegen die exzessiven Machenschaften der Finanzelite. Die Occupy-Bewegung hat das Medieninteresse geweckt und erinnert stark an die Globalisierungsgegner Attac. Unklar ist derzeit allerdings noch welche Ziele genau die Aktivisten verfolgen und inwiefern die Mächtigen ihren Worten auch Taten folgen lassen werden. Allenfalls wage ist nämlich der Ruf der Protestler nach einer besseren Welt.

In diesem Jahr kann also schon Ende Oktober festgehalten werden, dass die Welt sich im Umbruch befindet und die Menschen gegen Korruption, Ausbeutung und Ungleichheit aufbegehren. Die verbleibenden zwei Monate werden mit Sicherheit ebenfalls nicht ohne Schlagzeilen bleiben.

Quartalszahlen der Deutschen Bank unter der Lupe

Wie riskant das Geschäftsgebahren der Deutschen Bank (schon seit Jahren) ist, sieht man auf der folgenden Internet-Seite wo nach dem jüngsten Quartalsbericht die Bilanz des deutschen Branchenprimus erklärt wird. Fazit: Die Deutsche Bank spielt ein gefährliches Spiel und kümmert sich bislang nicht die Bohne darum ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen.

Die Wahrheit zum Schuldendiktat Griechenlands

In den Medien kursieren viele unterschiedliche Informationen zum heute Nacht zu Ende gegangenen EU-Gipfel. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler hat in seinem Blog mal die harten Zahlen vorgestellt und kommt leider Gottes zu einem nüchternen Ergebnis.

Montag, 10. Oktober 2011

Nichts Neues in Europa!

Es ist erstaunlich wie leicht man die Situation der europäischen Volkswirtschaft und ihrer Sorgenkinder mit der Situation der USA von vor drei bzw. 2 Jahren vergleichen kann. In den USA wurden Hypothekenkredite zunächst an finanzschwache Schuldner vergeben. Oftmals verschuldeten sich die Kreditnehmer über den Wert ihres neuen Eigenheimes hinaus. Die Bank wußte, dass sie das Risiko notfalls an die halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer FannieMae und FreddieMac abladen kann, wenn der Kreditnehmer seinen Tilgungsverpflichtungen nicht nachkommen wird. Darüberhinaus bündelten die Bankstrategen die Kreditverträge zu Wertpapieren und emittierten diese an den Börsen wo sie von renditehungrigen Anlegern aufgekauft wurden. Das Risiko (der Großbanken) an dieser Stelle wurde durch mittlerweile berühmt gewordene Versicherungsinstrumente, die CDS, abgefedert. Wie wir alle wissen, funktionierte diese Risikoverteilungskette nicht, sondern platze vor drei Jahren in der LehmanBrothers Pleite wie eine Bombe und führte zu lawinenartigen Verwerfungen an den weltweiten Aktienbörsen, die nur äußerst mühsam und mit viel Steuerzahlergeld aufgefangen werden konnten.

Auch wenn man aufgrund mentalitätsbedingter und kultureller Unterschiede, insb. der sprachlichen Vielfalt, vermuten könnte, dass ein ähnliches System in Europa nicht aufgebaut werden kann, so geschah dank der Währungsunion und der ihr zugrundegelegten vereinheitlichten Geldpolitik genau dasselbe. In Europa wurde das Rad nicht neu erfunden.
Ersetzt man beispielshaft den amerikanischen Hypothekenschuldner durch einen griechischen Weinbergbesitzer, der in der Hoffnung einer produktiveren Bewirtschaftung seines Besitzes einen Kredit aufnimmt, um sich einen neuen Traktor, sagen wir der Firma Siemens, zu kaufen, dann macht er nichts Anderes als der amerikanische Subprime-Schuldner. Er spekuliert auf Pump darauf, dass er wirtschaftlich prosperieren wird. Nun haben sich viele Länder der €-Peripherie-Zone steigende Löhne gegönnt und so musste auch der exemplarisch erwähnte griechische Bauer seinen Angestellten höhere Löhne zahlen bis ihn dies in den Ruin trieb. Die Bank, die ihm diesen Kredit gab, musste ihn nun abschreiben. In der Folge hatte plötzlich auch die griechische Zentralbank ein Problem und mithin auch die EZB und wegen der Verflechtungen im Zentralbanksystem auch die Deutsche Bundesbank und die anderen Zentralbanken, aber auch die anderen Großbanken, die Kredite an griechische Schuldner oder deren Banken vergaben. Auch hier schließt sich der Kreis, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die CDS-Instrumente erstens dazu dienten und dienen, das Kreditrisiko abzufedern und zweitens ein reger Handel mit ihnen betrieben wird.

Letzten Endes führt die Schuldenmacherei also sowohl im Kleinen als auch im Großen zu großen systemischen Problemen, die die Welt noch einige Zeit in Atem halten wird. Befeuert wird die ganze Geschichte nämlich noch von den Ratingagenturen, die sämtliche Rettungspakete sofort auf ihre Standfestigkeit hin überprüfen, in dem sie strauchelnde Staaten und Banken abwerten. Diese Vorgehensweise wird gemeinhin als Wirtschaftskrieg zwischen den USA und Europa bezeichnet, weil die führenden Ratingagenturen alle samt aus den USA kommen, was aber zu kurz gesprungen ist, wenn man sich vergegenwärtigt, dass (1) die Ratingagentur S&P auch die USA selbst von dem Triple-AAA herunterstufte und sie (2) das in der Hypothekenkrise verloren gegangene Vertrauen durch die damals lasche Vergabe der Bestbewertung wieder zurückgewinnen möchten. Nichts Anderes ist derzeit der Stand der finanzvolkswirtschaftlichen Zusammenhänge.

Donnerstag, 22. September 2011

Rede des Papstes im Bundestag

Sehr geehrter Herr Bundespräsident!
Herr Bundestagspräsident!
Frau Bundeskanzlerin!
Herr Bundesratspräsident!
Meine Damen und Herren Abgeordnete!
Es ist mir Ehre und Freude, vor diesem Hohen Haus zu sprechen –
vor dem Parlament meines deutschen Vaterlandes, das als demokratisch gewählte Volksvertretung hier zusammenkommt, um zum Wohl der Bundesrepublik Deutschland zu arbeiten. Dem Herrn Bundestagspräsidenten möchte ich für seine Einladung zu dieser Rede ebenso danken wie für die freundlichen Worte der Begrüßung und Wertschätzung, mit denen er mich empfangen hat.
In dieser Stunde wende ich mich an Sie, verehrte Damen und Herren – gewiss auch als Landsmann, der sich lebenslang seiner Herkunft verbunden weiß und die Geschicke der deutschen Heimat mit Anteilnahme verfolgt. Aber die Einladung zu dieser Rede gilt mir als Papst, als Bischof von Rom, der die oberste Verantwortung für die katholische Christenheit trägt. Sie anerkennen damit die Rolle, die dem Heiligen Stuhl als Partner innerhalb der Völker- und Staatengemeinschaft zukommt. Von dieser meiner internationalen Verantwortung her möchte ich Ihnen einige Gedanken über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaats vorlegen.
Lassen Sie mich meine Überlegungen über die Grundlagen des Rechts mit einer kleinen Geschichte aus der Heiligen Schrift beginnen. Im ersten Buch der Könige wird erzählt, dass Gott dem jungen König Salomon bei seiner Thronbesteigung eine Bitte freistellte. Was wird sich der junge Herrscher in diesem wichtigen Augenblick erbitten?
Erfolg – Reichtum – langes Leben – Vernichtung der Feinde? Nicht um diese Dinge bittet er. Er bittet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9). Die Bibel will uns mit dieser Erzählung sagen, worauf es für einen Politiker letztlich ankommen muss. Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein. Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen. Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, ohne den er überhaupt nicht die Möglichkeit politischer Gestaltung hätte.
Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit. „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“, hat der heilige Augustinus einmal gesagt.1 Wir Deutsche wissen es aus eigener Erfahrung, dass diese Worte nicht ein leeres Schreckgespenst sind.
Wir haben erlebt, dass Macht von Recht getrennt wurde, dass Macht gegen Recht stand, das Recht zertreten hat und dass der Staat zum Instrument der Rechtszerstörung wurde – zu einer sehr gut organisierten Räuberbande, die die ganze Welt bedrohen und an den Rand des Abgrunds treiben konnte. Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers. In einer historischen Stunde, in der dem Menschen Macht zugefallen ist, die bisher nicht vorstellbar war, wird diese Aufgabe besonders dringlich. Der Mensch kann die Welt zerstören. Er kann sich selbst manipulieren.
Er kann sozusagen Menschen machen und Menschen vom Menschsein ausschließen. Wie erkennen wir, was recht ist? Wie können wir zwischen Gut und Böse, zwischen wahrem Recht und Scheinrecht unterscheiden? Die salomonische Bitte bleibt die entscheidende Frage, vor der der Politiker und die Politik auch heute stehen. In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein.
Aber dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig: Jeder Verantwortliche muss sich bei der Rechtsbildung die Kriterien seiner Orientierung suchen.
Im 3. Jahrhundert hat der große Theologe Origenes den Widerstand der Christen gegen bestimmte geltende Rechtsordnungen so begründet: „Wenn jemand sich bei den Skythen befände, die gottlose Gesetze haben, und gezwungen wäre, bei ihnen zu leben …, dann würde er wohl sehr vernünftig handeln, wenn er im Namen des Gesetzes der Wahrheit, das bei den Skythen ja Gesetzwidrigkeit ist, zusammen mit Gleichgesinnten auch entgegen der bei jenen bestehenden Ordnung Vereinigungen bilden würde …“
Von dieser Überzeugung her haben die Widerstandskämpfer gegen das Naziregime und gegen andere totalitäre Regime gehandelt und so dem Recht und der Menschheit als ganzer einen Dienst erwiesen. Für diese Menschen war es unbestreitbar evident, dass geltendes Recht in Wirklichkeit Unrecht war. Aber bei den Entscheidungen eines demokratischen Politikers ist die Frage, was nun dem Gesetz der Wahrheit entspreche, was wahrhaft recht sei und Gesetz werden könne, nicht ebenso evident. Was in Bezug auf die grundlegenden anthropologischen Fragen das Rechte ist und geltendes Recht werden kann, liegt heute keineswegs einfach zutage.
Die Frage, wie man das wahrhaft Rechte erkennen und so der Gerechtigkeit in der Gesetzgebung dienen kann, war nie einfach zu beantworten, und sie ist heute in der Fülle unseres Wissens und unseres Könnens noch sehr viel schwieriger geworden.
Wie erkennt man, was recht ist? In der Geschichte sind Rechtsordnungen fast durchgehend religiös begründet worden: Vom Blick auf die Gottheit her wird entschieden, was unter Menschen rechtens ist. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarungsrecht, nie eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben. Es hat stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen – auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt.
Die christlichen Theologen haben sich damit einer philosophischen und juristischen Bewegung angeschlossen, die sich seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. gebildet hatte. In der ersten Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts kam es zu einer Begegnung zwischen dem von stoischen Philosophen entwickelten sozialen Naturrecht und verantwortlichen Lehrern des römischen Rechts.
In dieser Berührung ist die abendländische Rechtskultur geboren worden, die für die Rechtskultur der Menschheit von entscheidender Bedeutung war und ist. Von dieser vorchristlichen Verbindung von Recht und Philosophie geht der Weg über das christliche Mittelalter in die Rechtsentfaltung der Aufklärungszeit bis hin zur Erklärung der Menschenrechte und bis zu unserem deutschen Grundgesetz, mit dem sich unser Volk 1949 zu den „unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“ bekannt hat.
Für die Entwicklung des Rechts und für die Entwicklung der Humanität war es entscheidend, dass sich die christlichen Theologen gegen das vom Götterglauben geforderte religiöse Recht auf die Seite der Philosophie gestellt, Vernunft und Natur in ihrem Zueinander als die für alle gültige Rechtsquelle anerkannt haben. Diesen Entscheid hatte schon Paulus im Brief an die Römer vollzogen, wenn er sagt: „Wenn Heiden, die das Gesetz (die Tora Israels) nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie… sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab…“
Hier erscheinen die beiden Grundbegriffe Natur und Gewissen, wobei Gewissen nichts anderes ist als das hörende Herz Salomons, als die der Sprache des Seins geöffnete Vernunft. Wenn damit bis in die Zeit der Aufklärung, der Menschenrechtserklärung nach dem Zweiten Weltkrieg und in der Gestaltung unseres Grundgesetzes die Frage nach den Grundlagen der Gesetzgebung geklärt schien, so hat sich im letzten halben Jahrhundert eine dramatische Veränderung der Situation zugetragen.
Der Gedanke des Naturrechts gilt heute als eine katholische Sonderlehre, über die außerhalb des katholischen Raums zu diskutieren nicht lohnen würde, so dass man sich schon beinahe schämt, das Wort überhaupt zu erwähnen. Ich möchte kurz andeuten, wieso diese Situation entstanden ist.
Grundlegend ist zunächst die These, dass zwischen Sein und Sollen ein unüberbrückbarer Graben bestehe. Aus Sein könne kein Sollen folgen, weil es sich da um zwei völlig verschiedene Bereiche handle. Der Grund dafür ist das inzwischen fast allgemein angenommene positivistische Verständnis von Natur und Vernunft. Wenn man die Natur – mit den Worten von H. Kelsen – als „ein Aggregat von als Ursache und Wirkung miteinander verbundenen Seinstatsachen“ ansieht, dann kann aus ihr in der Tat keine irgendwie geartete ethische Weisung hervorgehen.
Ein positivistischer Naturbegriff, der die Natur rein funktional versteht, so wie die Naturwissenschaft sie erklärt, kann keine Brücke zu Ethos und Recht herstellen, sondern wiederum nur funktionale Antworten hervorrufen. Das Gleiche gilt aber auch für die Vernunft in einem positivistischen, weithin als allein wissenschaftlich angesehenen Verständnis.
Was nicht verifizierbar oder falsifizierbar ist, gehört danach nicht in den Bereich der Vernunft im strengen Sinn. Deshalb müssen Ethos und Religion dem Raum des Subjektiven zugewiesen werden und fallen aus dem Bereich der Vernunft im strengen Sinn des Wortes heraus. Wo die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernunft gilt – und das ist in unserem öffentlichen Bewusstsein weithin der Fall –, da sind die klassischen Erkenntnisquellen für Ethos und Recht außer Kraft gesetzt. Dies ist eine dramatische Situation, die alle angeht und über die eine öffentliche Diskussion notwendig ist, zu der dringend einzuladen eine wesentliche Absicht dieser Rede ist.
Das positivistische Konzept von Natur und Vernunft, die positivistische Weltsicht als Ganzes ist ein großartiger Teil menschlichen Erkennens und menschlichen Könnens, auf die wir keinesfalls verzichten dürfen. Aber es ist nicht selbst als Ganzes eine dem Menschsein in seiner Weite entsprechende und genügende Kultur. Wo die positivistische Vernunft sich allein als die genügende Kultur ansieht und alle anderen kulturellen Realitäten in den Status der Subkultur verbannt, da verkleinert sie den Menschen, ja sie bedroht seine Menschlichkeit.
Ich sage das gerade im Hinblick auf Europa, in dem weite Kreise versuchen, nur den Positivismus als gemeinsame Kultur und als gemeinsame Grundlage für die Rechtsbildung anzuerkennen, alle übrigen Einsichten und Werte unserer Kultur in den Status einer Subkultur verwiesen und damit Europa gegenüber den anderen Kulturen der Welt in einen Status der Kulturlosigkeit gerückt und zugleich extremistische und radikale Strömungen herausgefordert werden.
Die sich exklusiv gebende positivistische Vernunft, die über das Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen kann, gleicht den Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen. Und dabei können wir uns doch nicht verbergen, dass wir in dieser selbstgemachten Welt im Stillen doch aus den Vorräten Gottes schöpfen, die wir zu unseren Produkten umgestalten. Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen.
Aber wie geht das? Wie finden wir in die Weite, ins Ganze? Wie kann die Vernunft wieder ihre Größe finden, ohne ins Irrationale abzugleiten? Wie kann die Natur wieder in ihrer wahren Tiefe, in ihrem Anspruch und mit ihrer Weisung erscheinen? Ich erinnere an einen Vorgang in der jüngeren politischen Geschichte, in der Hoffnung, nicht allzu sehr missverstanden zu werden und nicht zu viele einseitige Polemiken hervorzurufen. Ich würde sagen, dass das Auftreten der ökologischen Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er-Jahren zwar wohl nicht Fenster aufgerissen hat, aber ein Schrei nach frischer Luft gewesen ist und bleibt, den man nicht überhören darf und nicht beiseite schieben kann, weil man zu viel Irrationales darin findet.
Jungen Menschen war bewusst geworden, dass irgendetwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt. Dass Materie nicht nur Material für unser Machen ist, sondern dass die Erde selbst ihre Würde in sich trägt und wir ihrer Weisung folgen müssen. Es ist wohl klar, dass ich hier nicht Propaganda für eine bestimmte politische Partei mache – nichts liegt mir ferner als dies. Wenn in unserem Umgang mit der Wirklichkeit etwas nicht stimmt, dann müssen wir alle ernstlich über das Ganze nachdenken und sind alle auf die Frage nach den Grundlagen unserer Kultur überhaupt verwiesen.
Erlauben Sie mir, bitte, dass ich noch einen Augenblick bei diesem Punkt bleibe. Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten. Ich möchte aber nachdrücklich einen Punkt noch ansprechen, der nach wie vor weitgehend ausgeklammert wird: Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.
Kehren wir zurück zu den Grundbegriffen Natur und Vernunft, von denen wir ausgegangen waren. Der große Theoretiker des Rechtspositivismus, Kelsen, hat im Alter von 84 Jahren – 1965 – den Dualismus von Sein und Sollen aufgegeben. – Es tröstet mich, dass man mit 84 Jahren offenbar doch noch etwas Vernünftiges denken kann. – Er hatte gesagt, dass Normen nur aus dem Willen kommen können. Die Natur könnte folglich Normen nur enthalten, wenn ein Wille diese Normen in sie hineingelegt hat. Dies wiederum würde einen Schöpfergott voraussetzen, dessen Wille in die Natur mit eingegangen ist. „Über die Wahrheit dieses Glaubens zu diskutieren, ist völlig aussichtslos“, bemerkt er dazu.5 Wirklich? – möchte ich fragen. Ist es wirklich sinnlos zu bedenken, ob die objektive Vernunft, die sich in der Natur zeigt, nicht eine schöpferische Vernunft, einen Creator Spiritus voraussetzt?
An dieser Stelle müsste uns das kulturelle Erbe Europas zu Hilfe kommen. Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden. Diese Erkenntnisse der Vernunft bilden unser kulturelles Gedächtnis.
Es zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas.
Sie hat im Bewusstsein der Verantwortung des Menschen vor Gott und in der Anerkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen, eines jeden Menschen Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist.
Dem jungen König Salomon ist in der Stunde seiner Amtsübernahme eine Bitte freigestellt worden. Wie wäre es, wenn uns, den Gesetzgebern von heute, eine Bitte freigestellt würde? Was würden wir erbitten? Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden.
Ich danke Ihnen für Ihre
Aufmerksamkeit!

Dienstag, 12. Juli 2011

Chronologie der Finanzkrise

Gerade eben habe ich eine tolle Meldung der facebook-tagesschau-News erhascht. Die Redaktion der fb-tagesschau hat sich die Mühe gemacht den gesamten bisherigen Ablauf der Krise chronologisch zu gliedern, angefangen im Sommer 2007 als sich die ersten dunklen Wolken am amerikanischen Immobilien-Himmel zusammenbrauten bis zur heutigen Diskussion um €-Rettung und den unzähligen Nebenkriegsschauplätzen.
Die Meldungen sind kurz gefasst und beinhalten jede für sich noch einmal weitere Verlinkungen für all diejenigen, die sich detaillierter informieren möchten.

Außerdem las ich neulich in der FAZ ein interessantes Interview mit dem Ökonomen Volker Wieland, der davor warnt, pauschal von einer €-Krise zu sprechen. Seiner Aussage zufolge gäbe es erst dann eine Währungskrise, wenn der Währungskurs im Vergleich zu ausländischen Währungen sinken würde und darüberhinaus eine hohe Inflation attestiert werden könnte. Beides trifft derzeit aber (noch) nicht zu. Stattdessen erleben wir derzeit eine existenzielle Staatsschuldenkrise in einigen Ländern, die auf mangelhafter Fiskalpolitik beruht, nämlich der Finanzpolitik auf Pump.

Im Grunde bin ich seiner Meinung. Da aber unzählige Experten mit einer hohen Inflation in den kommenden Jahren rechnen, wird es spätestens dann auch zu einer €-Krise kommen.
Aus folgendem Grund ist es dennoch wichtig, terminologisch von einer peripheren Staatsschuldenkrise statt einer €-Krise zu sprechen und zwar nicht nur für den informierten Leser, der die Tagespresse und die Entwicklungen in der Krise regelmäßig verfolgt: Eine Krise gäbe es auch mit der DM als Währung. Oder glaubt irgendjemand, dass die Investment-Banken ihr Casino-Treiben von der Währung abhängig machen?

Sonntag, 3. Juli 2011

Warum wird Griechenland eigentlich gerettet?

Diese Frage stellen sich derzeit berechtigterweise viele Menschen. Nachdem Griechenland bereits vor einem Jahr mit Milliardenbeträgen unterstützt wurde, fließen jetzt schon wieder weitere Milliarden und im Herbst kommt, so wird es in der Presse verlautet, die nächste, dritte Tranche, 120 Milliarden €, so wird gemunkelt. Eine Summe bei der einem zweifellos schwindelig werden kann und die Zahl derjenigen die frustriert nach dem Sinn all der Maßnahmen fragen wächst täglich.
Im Grunde weiß ich es auch nicht, vielleicht ist es auch falsch eine Milliarde nach der nächsten in marode Staaten zu "investieren", wer kann das schon mit Gewissheit sagen?

Mein Erklärungsversuch für all die zahlreichen Rettungsmaßnahmen setzt bei der untergegangenen Lehman Brothers-Bank an. Diese ist, das ist Allgemeinbildung, im September 2008 pleite gegangen und hat in der Folgezeit zahlreiche andere, meist kleinere Banken mit in den Abgrund gerissen. Die Scherbenhaufen, die diese Megapleite hinterlassen hat, werden  bis heute rund um den Globus aufgekehrt. Und das wird traurigerweise auch noch eine zeitlang so weiter gehen, weil die Rettungsmaßnahmen für extrem angeschlagene systemrelevante Institute wie die amerikanische AIG, die deutsche Hypo Real Estate und andere Kredit- und Finanzinstitute unzählige Milliarden verschlungen haben und es der die Krise nicht verursachende Steuerzahler ist, der die Schäden entweder in Form höherer Steuern und Abgaben oder aber in Form einer sinkenden Daseinsfürsorge (Rentenkürzungen, Kürzungen bei den Sozialversicherungsleistungen, Schließung von Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen, Universitäten oder zumindest deren schlechtere Instandhaltung) tragen muss.
Das ist definitiv ein Skandal sondergleichen mit unzähligen Einzelschicksalen.

Wir leben in einer Zeit der großen Krise deren Folgen so erschreckend und weitreichend sind, wie sonst nur die Folgen die durch gewaltige Naturkatastrophen oder menschlich verursachte Tragödien, zu denen Kriege als ultima ratio menschlichen Versagens zu zählen sind, ausgelöst werden. Der Währungskommissar Olli Rehn spricht im Zusammenhang mit unserer heutigen Krise von der schwersten seit dem 2. Weltkrieg.
Ich glaube niemand wird ihm ernsthaft widerpsrechen.

Jedoch sind es all diese Milliarden die in guter alter Keynesianischer Manier weitere Wohlstandserosionen verhindern sollen. Hoffen wir also das Beste!

Freitag, 1. Juli 2011

Europa's Krisenmanagement

Heute berichtet der Spiegel über die geglückte Rettung Griechenlands. Die Börsen in New York, Frankfurt und andernorts feiern diesen Schritt als Verhinderung eines weiteren Finanzdesasters mit kräftigen Kursaufschlägen insbesondere bei den Banken-Titeln. Ein Lehman II wird es somit definitiv nicht geben.


Mit 3,2 Mrd. € beteiligen sich deutsche Geschäftsbanken an dieser Rettung. Diese Summe wird in bis 2014 laufende Anleihen investiert, zu einem Mindestzinssatz in Höhe von 5,5%, der auf 8% steigt, wenn sich die griechische Wirtschaft in den kommenden Jahren erholt. 3,2 Mrd.€ mit 5,5% verzinst ergeben nette Zinseinkünfte von 616 Mio.€, die auf 896 Mio.€ steigen können.
Damit ist der erste "freiwillige" Schritt getan, um die Nervosität und den Vertrauensverlust an den Anleihemärkten zu stoppen, jetzt kann wieder Normalität einkehren.

Meldungen aus der Presse, wonach nun auch begonnen wird, den Finanzplan der EU für die Jahre 2014-2020 zu verhandeln, bestärken die grundsätzliche Annahme, dass es schon irgendwie weitergehen wird. Europa wird nicht scheitern, auch wenn eine Vielzahl der in den Medien publizierten Nachrichten Gegenteiliges verheißen mag. Wie der weitere Weg aussehen wird kann allerdings niemand genau sagen. Griechenland wird mit Sicherheit auch in 10 Jahren kein Hightech-Land sein oder als Musterländle gelten. Zynismus und Sarkasmus, wie in unzähligen Foren und den Kommentaren zu den entsprechenden Artikeln herausgelesen werden kann, helfen trotzdem bestimmt nicht. Vielmehr muss jeder Europäer für sich ein Europa bilden, in dem es Spaß macht zu leben. Positive Beispiele für eine prosperierende Entwicklung gibt es selbst in unseren heutigen Krisenzeiten. Wer vor 20 Jahren gesagt hätte, dass neben dem wiedererstarkten Deutschland ausgerechnet ein Land wie Polen dazugehört, den hätte wohl jeder ausgelacht. Aber gerade Polen und die immer weiter ausgebaute Partnerschaft zu den westlichen Nachbarn zeigt möglicherweise auch, wie die kriselnden Staaten wieder auf einen grünen Zweig kommen können. Mit einem verachtenden Fingerzeig geht dies nicht.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Warum eine hohe Inflationserwartung gefährlich sein kann.

Ökonomen und Finanzexperten in Europa und in den USA erwarten seit Längerem eine steigende Inflation. Diese Vorhersagen haben viele Kettenreaktionen zur Folge.
So ist ein beträchtlicher Teil des stark gestiegen Goldpreises auf diese Vorhersagen zurückzuführen. Die Anleger sind verunsichert und kaufen in Scharen Gold beim nächsten Goldschmied und Goldjuwelier um die Ecke. Aktien von Goldexplorern werden gekauft, desweiteren viele bislang aufgelegte Bank- und Fondsprodukte. Dabei hat sich bislang kaum etwas getan bei der Inflation. Einige Lebensmittel wurden teurer und auch Öl und somit Benzin und Diesel. Die Inflation beträgt in Deutschland etwas mehr als 2 %, in England ist sie bei 4%, in den USA auch irgendwo dazwischen. Von einer hohen Inflation, gar einer Hyperinflation kann bislang keine Rede sein.
Die Erklärung für die Prognose scheint auf den ersten Blick einleuchtend. Eine steigende Staatsverschuldung in Verbindung mit einer extrem expansiven Geldpolitik in Verbindung mit stark steigenden Aktienkursen müsste lehrbuchmäßig zu einer höheren Inflation führen. So lautet der derzeitige Mainstream und er scheint Konsens zu sein. Dies kann jedoch gefährlich sein wie auch in dem folgenden Handelsblatt-Artikel ausführlich und plausibel erläutert wird.
Dort heißt es nämlich zu Recht, dass das Gelddrucken noch lange nicht dazu führt, das ebenjenes ausgegeben wird. Genau das ist aber der Fall. In den kriselnden €-Peripherie-Ländern geben die Menschen kein Geld aus, weil sie entweder arbeitslos sind oder von Sparmaßnahmen betroffen sind. In Deutschland sparen die Menschen traditionell viel Geld und, oh Wunder, auch die Amerikaner sparen immer fleißiger, die Sparquote steigt stetig, weil die Arbeitslosenquote in den USA bei für die Amerikaner ungewohnt hohen 9 Prozent verharrt. Deshalb verzichten viele Amerikaner auf Urlaub, ziehen wieder zu den Eltern und betätigen sich zunehmends als Gutschein- und Schnäppchenjäger, nachdem bekannten deutschen Motto "Geiz ist geil".

Eine hohe Inflationserwartung ist darüber hinaus aber auch deshalb gefährlich, weil in Erwartung einer solchen, die Gewerkschaftsverbände für ihre Arbeitnehmer eine besonders saftige Lohnerhöhung heraushandeln wollen. Das dürfte einleuchtend sein. Wenn alle Welt eine hohe Geldentwertung erwartet, dann müssen die Löhne zwangsläufig steigen, erst Recht wenn wie in Deutschland der Export boomt.
Das jedoch kann sich mittelfristig als Nachteil erweisen und das zarte Pflänzchen Konjukturerholung wieder jäh zerstören. Denn die Unternehmen stellen weniger neue Beschäftigte ein oder überlegen sich dies lieber zwei Mal, die Zahl der Erwerbslosen nimmt nicht ab und die Kosten für die getane Arbeit steigen auch noch. Das mag in Deutschland, wo in einzelnen Branchen ein Fachkräftemangel herrscht, vergleichsweise vernachlässigbar sein. In strauchelnden Ländern ist dies jedoch ein enormer Unsicherheitsfaktor für die Unternehmer. Daher sollte auch in Zukunft Lohnzurückhaltung die Devise sein.

Es ist also keinesfalls sicher, dass die Inflation steigen wird, sicher ist nur, dass die Angst vor der Inflation für die Volkswirtschaft viel gefährlicher sein kann. Darüber hinaus kann es auch beim Gold zu einer schnellen und steilen Abwärtsbewegung ähnlich zum Silberpreis kommen. Die Anleger sollten mithin gewarnt sein.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Inside Job - Oder was die Finanzkrise mit Matt Damon zu tun hat

Ich habe mir neulich den Dokumentarfilm Inside Job angesehen. Der Film handelt von der jüngsten Finanzkrise und beleuchtet den gesamten Ablauf, also von der Entstehung durch falsche deregulatorisch-gesetzgeberische Maßnahmen bis hin zu dem Zusammenbruch namhafter Finanzinstitute und den verheerenden Folgen nicht nur in Amerika sondern rund um den Globus. Dabei wird auch gezeigt, dass selbst führende Professoren und Dekane international hochgepriesener Elite-Universitäten wie Harvard in Verlegenheit geraten wenn sie nach ihrer Rolle in dieser betrügerischen Episode der jüngeren Zeitgeschichte befragt werden. Es stellt sich die Frage, inwiefern die verantwortlichen Akademiker aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und durch das universitäre Ausbildungssystem der Gesellschaft dienen, in dem sie junge Menschen verantwortungsvoll auf Führungsaufgaben in der Wirtschaft vorbereiten, damit diese ethisch handeln. Mich würde es nicht wundern, wenn der ein oder andere Zweifel daran hat. Diese haben auch die Macher dieses Films, die zum Schluss zum Kampf aufrufen… erzählt von Matt Damon, der auch den gesamten Film über die Rolle des Erzählers übernommen hat.  -  Anders die großen Denker der amerikanischen think-tanks: Sie blicken bereits nach vorne und setzen sich intellektuell für den Erhalt des amerikanischen Traumes ein.

Donnerstag, 9. Juni 2011

"Mr. DAX" spricht von Krise unseres Geldsystems!

Dirk Müller alias Mr. Dax ist das Gesicht der Frankfurter Wertpapierbörse schlechthin. Berühmtheit erlangt hat Dirk Müller durch seine Vorhersage des Immobiliencrashs in Amerika im Jahre 2007. Ich habe nunmehr einige Interviews gefunden, in denen er von den Herausforderungen unserer Zeit spricht. Seit nunmehr drei Jahren und dem Zusammenbruch einiger einst namhafter Investmentbanken wie Bear Sterns und Lehman Brothers besteht aus Sicht des Mr. Dax eine grundsätzliche Krise unseres Geldsystems. Erstaunlich ist allemal, dass sich immer noch alle und so auch "Mr. Dax"  freuen, wenn sie mehr $ und € im Portemonaie haben: Politiker, Banker, Kabarettisten vor allen aber die Weltuntergangspropheten wie sie ständig auf der Mattscheibe (Dirk Müller: hier, hier und hier) erscheinen. Ist es also wirklich so schlimm?

Die Medien, allen voran die Fernsehanstalten und die Presse haben sich mittlerweile seit über einem Jahr auf einen Sündenbock geeinigt und berichten gefühlt am meisten über ihn, einige Leser ahnen es, Andere wissen es, es handelt sich natürlich um Griechenland. Griechenland, das sich für seine antike Historie und die Erfindung der Demokratie nichts kaufen kann, hat durch verbrecherische Bilanztricksereien seinen Staatshaushalt geschönt. Mitgeholfen und mitverdient hat dabei vor allem Goldman Sachs, die Investmentbank, welche die Finanzkrise überstanden hat und gestärkt aus ihr hervorgegangen ist. Auch die Investmentlegende Warren Buffett kaufte sich ein, was in Finanzkreisen als großer Vertrauensbeweis gilt.

Im Schatten von Griechenland wurden inzwischen auch Irland und Portugal gerettet, mit dem Unterschied das Letztere aus dem Rettungsfonds EFSF gerettet wurden, Griechenland jedoch nicht, was einen Automatismus bezüglich der Nachschusspflicht ausschließen soll.

Ob es letzten Endes zu einer Umschuldung, einem Schuldenschnitt, einem Austritt Griechenlands oder einem Aufbrechen der Währungsunion kommen wird, kann man derzeit nicht eindeutig beantworten. Sicher ist nur, dass die Banken, die in all diesen Ländern kräftig investiert sind, mitentscheiden werden.

Mein Fazit an dieser Stelle ist also, dass wir es auch drei Jahre nach dem Platzen des amerikanischen Immobilienbooms wegen den milliardenschweren Investments immer noch mit einer Bankenkrise zu tun haben. Die Banken, als größte Gläubigergruppe, haben die €-Peripherie-Länder kräftig unterstützt und die riesigen Staatsschulden erst ermöglicht. Nun erknennen wir alle, dass die Forderungen lediglich auf dem Papier stehen, eingetrieben werden können diese nicht. (Im Übrigen ist es um Amerika und Deutschland nicht besser bestellt. In beiden Ländern mussten enorme Rettungspakete für Banken und die Realwirtschaft geschnürt werden und schraubten die Verschuldung gehörig nach oben.)

Faktisch sind alle westlichen Länder inklusive Japan pleite. Nur sagt dies so kaum jemand. Im Falle Amerikas führte die eigene geplatzte Immobilienblase in's Verderben, riss deutsche Banken und letzten Endes die Bundesrepublik ebenfalls mit und kotzt sich an den €-Peripherie-Ländern bis heute aus. Der Unterschied zu Griechenland ist jedoch, dass man den Schuldigen eindeutig bei den Banken lokalisieren kann, während Griechenland selbst erst durch eine korrupte Staatsobrigkeit an viele EU-Gelder kam.

Da ich mich nicht zu den raffgierigen Scharlatanen und Weltuntergangspropheten zähle kann ich nur hoffen, dass die Staaten und Banken eines Tages ihre Probleme in den Griff bekommen. In dem Video, das ich unten eingebettet habe geht es thematisch nicht um die Staatsschuldenproblematik, der Dreiteiler zeigt aber eine rege Diskussion um die sicherste und rentabelste Kapitalanlage in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Mit Aktieninvestments der Realwirtschaft helfen!

Aktionäre pumpen Geld in Aktiengesellschaften und erhoffen sich dadurch mitunter eine Traumrendite, womöglich noch in Rekordzeit. Aber die Gier war noch nie ein guter Ratgeber. Vielmehr macht es mehr Sinn, Aktieninvestments als Unterstützung der Realwirtschaft zu begreifen. Man gibt das Geld einem Unternehmen, das damit wirtschaften kann. Dadurch werden Arbeitsplätze gesichert und Familien unterstützt.

Gerät ein Aktienunternehmen mal in die Bredouille, dann muss dies schlichtweg hingenommen werden. Das ist bitter. Aber noch bitterer ist eine Unternehmensinsolvenz für die direkten Leidtragenden, die Unternehmer, die Angestellten und Arbeitnehmer samt Familien. Auch Politiker haben dann eine Sorge mehr, zumindest die verantwortungsvollen unter ihnen. Nicht zuletzt muss der Steuerzahler für die Folgekosten aufkommen, auch die Sozialversicherungsträger bekommen Kosten aufgebürdet, weil ja etliche Beitragszahler wegfallen.


Um diesem Teufelskreis entgegenzuwirken hilft nur ein Direktinvestment in ein börsennotiertes Aktienunternehmen. Denn wenn das Geld zu meist mickrigen Zinsen auf dem Sparbuch, dem Bausparbuch oder in der Lebensversicherung herumliegt, dann wird es eben von den Bank- und Versicherungsinstituten investiert. Viele Bankkredite an Mittelstandsunternehmen sind nur möglich, weil unzählige Sparer ihr Geld auf dem Sparbuch liegen lassen. Die Bank wiederum investiert es in Form einer Kreditvergabe an ein Unternehmen, entweder direkt oder durch Aktieninvestments. Dadurch trägt man auch als Sparer das Risiko einer möglichen Unternehmensinsolvenz. Dies geschieht vielleicht nicht bei einer einzelnen Insolvenz. Wenn aber wie nach dem Platzen des Immobilienbooms im Jahre 2008 plötzlich die Kreditvergabe erlahmt, dann kann das zu einer verheerenden Kettenwirkung in der Realwirtschaft führen, mit vielen Arbeitsplatzverlusten und im Extremfall der Pleite von Kreditinstituten. Dann ist auch das Geld des emsigen Sparers plötzlich weg!

Das Fazit muss also lauten, dass es für jeden engagierten Bürger erste Bürgerpflicht werden müsste, etwaig vorhandenes Geld auf der hohen Kante in Aktien zu investieren und somit von einem prosperierenden Unternehmensgeschäft zu profitieren oder im Falle eines Verlustgeschäftes wenigstens die Gewissheit zu haben, aktiv an der Unterstützung der Realwirtschaft partizipiert zu haben.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Steuerzahlerbund setzt Regierung unter Druck

Portugal will seine Goldreserven nicht verkaufen. Portugal hortet Gold im Wert von fast 15 Mrd. $ - im Gegenzug beantragten sie EU-Hilfen im Wert von 78 Mrd. €. Und diesen Deal verkaufte der Ministerpräsident Sokrates als große Errungenschaft, weil die Zinsen viel niedriger sind als diejenigen, die Portugal bezahlen müsste, wenn sie den Betrag zu dem aktuell an den Finanzmärkten gehandelten Zinssatz aufgenommen hätten. Das ist ein klarer Sieg. Wieso aber von Merkel&Co. nicht ausreichend Druck gemacht wurde, dass die Portugiesen gefälligst ihr Gold verkaufen mögen, das verstehe wer will. Der Zeitpunkt wäre doch ideal, der Goldpreis notiert nahe seinem Allzeithoch. Stattdessen begnügt sich unsere Kanzlerin damit, die Urlaubsfreude und die Arbeitsscheu anzuprangern. Ein populistischer Vorwurf für den sie von der Opposition sofort kritisiert wurde.
Das erkannte auch der Bund der Steuerzahler und verschärfte den Ton gegenüber der Bundesregierung. Damit nehmen die Beamten genau die Rolle ein, die die Bürger von ihnen erwarten, nämlich nicht nur die Fälle von bagatellen Steuerverschwendungen anzuprangern, sondern sich aktiv einzumischen, wenn neues Unheil droht, also bevor die Scherben aufgekehrt werden müssen. Der Kampf um's Steuergeld wird also weitergehen und es wird spannend zu beobachten sein, wie die Sorgenkinder Griechenland, Irland, Portugal und Co. sich weiterentwickeln werden. Die Kanzlerin steht unter Druck. Sicherlich dürfen die angeschlagenen €-Sorgenkinder nicht fallengelassen werden. Inwieweit die bereits eingeleiteten Sparmaßnahmen die entsprechende staatshaushälterisch positive Wirkung entfallten dürften, kann angezweifelt werden. Sicherlich ist das Vertrauen der Bevölkerungen der angeschlagenen Staaten in ihre eigenen Regierungen stark strapaziert, immer wieder wird in den einschlägigen Fernsehberichten von Demonstrationen berichtet. Ein Ausstieg der betroffenen Staaten aus dem € würde zwar die Wirtschaft, allen voran den Tourismus und den Export ankurbeln, hätte aber auch zur Folge, dass die in € fälligen Schulden noch weiter steigen würden. Bleibt also eine Umschuldung oder ein heiß diskutierter Schuldenschnitt. Dies würde jedoch die Bereitschaft der Gläubiger erfordern, allen voran der Banken. Dies ist der kurz umschriebene Problemkomplex, der den aktuellen Status quo der europäischen Finanzpolitik darstellt.

Dienstag, 29. März 2011

Landtagswahlen bestätigen: die Ökoindustrie ist der neue Megatrend

Was in 50 Jahren sein wird, puuh, das kann keiner mit Gewissheit sagen. Wenn ich mir vorstelle was 1961 los war. Das deutsche Wirtschaftswunder ging gerade erst los, es folgten Jahre des wachsenden Wohlstands für alle... hmmm, ich denke die Situation kann durchaus verglichen werden. Damals wurde das Land gerade erst wieder aufgebaut, nachdem es Jahre zuvor noch in Schutt und Asche lag. Das ist heute zum Glück nicht der Fall. Aber mEn wird es die nächsten Jahre und Jahrzehnte eine ökologische Trendwende geben. Im Privatsektor sollte es zumindest so aussehen, dass immer effizientere Heizsysteme eingesetzt werden, eine bessere Dämmung die Energie besser speichert und der Strombedarf im Idealfall durch auf dem Dach installierte Solaranlagen produziert wird.
Die Energiewende wird in der Industrie viele Arbeitsplätze neu schaffen, all die Energiekonzerne müssen jetzt umdenken.
Ich muss zugegeben, dass ich nie zu den Atomkraftgegnern gehörte. Aber die Landtagswahlen haben doch gezeigt, wo der Weg langfristig hinführen soll. Die Lobbypolitik wurde abgewählt, insb. die FDP sollte schleunigst umdenken, sonst wird sie im Tal der Tränen bleiben.
Ich versteh auch nicht ganz wieso der Ausstieg aus dem Ausstieg so forciert wurde. Atomstrom schafft doch überhaupt keine Arbeitsplätze. Die paar Ingenieure in den AKW's, es wird die immens hohe Rentabilität sein, die AKW’s sind längst abgeschrieben, es sind reine Gelddruckanlagen. Das wird’s wohl sein.
Die Öko-Industrie hat mEn auf jeden Fall Potential langfristig an Bedeutung zu gewinnen und auch zu Recht. Sie schafft mehr Arbeitsplätze als die Industrie der konventionellen Energieträger, ist sauber und auch noch schick. Je mehr das Thema forciert werden wird, desto rentabler wird sie und am Ende müsste sich das auch in einem humanen Strompreis widerspiegeln.
Und die AKW-Ingenieure können wir ja nach China schicken, damit diese den AKW-geilen Chinesen bei deren Bau neuer AKW's behilflich sein können. Die Allianz Global Investors sieht in der Umwelt-Industrie einen neuen Megatrend, ich hab das auch in meinem Blog gepostet. Hier nochmal der Link: http://www.allianzglobalinvestors.de/web/main?page=%2Fcms-out%2Fprivatkunden%2Fthemen-im-fokus%2Fmegatrend-emerging-markets%2Femerging-markets-mediathek.html

Jürgen Trittin meinte bei Anne Will am So, dass 17% des in D erzeugten Stromes von den Erneuerbaren produziert wird, da ist also noch viel Luft nach oben…

Montag, 28. März 2011

Waschen Sie sich mal, und rasieren Sie sich - dann bekommen Sie auch einen Job!

Es waren diese Worte von Kurt Beck, die dieser auf einer Wahlkampfveranstaltung einem Arbeitslosen entgegenschleuderte, nachdem Henrico Frank, einst bekannt als Deutschlands frechster Arbeitslose ihm eine fatale Arbeitsmarktpolitik attestierte und ihm vorwarf Arbeitslose zu stigmatisieren.

Heute, einige Jahre und einen Job bei einem Radiosender später, steht nunmehr fest, dass der ehemals pöbbelnde Arbeitslose künftig kommunalpolitisch aktiv wird. Kein Scherz! Bei den gestrigen Kommunalwahlen in Hessen, die im Schatten der beiden Landtagswahlen kein mediales Aufsehen erregten, hat seine Freie Wählergemeinschaft nämlich 5,5% der Stimmen bekommen. Damit zieht er nun als Kommunalpolitiker in den Ortsbeirat von Wiesbaden Westend, da er Listenplatz Nummer Eins belegte.

Erinnerungen an Joanne K. Rowling und viele andere sozial Abgestiegene werden wach. Erstere hat sich meines Wissens nach zwar nie politisch engagiert, mit ihren Fantasy-Romamen rund um den Zauberlehrling Harry Potter aber dennoch weltweit Ruhm und Ehre erlangt und es mit millionenfach verkauften Exemplaren sogar auf Platz 891 der Forbes-Liste geschafft. Wahnsinn!

Fazit: Never give up!

Sonntag, 27. März 2011

Apokalypse in Japan

In Japan ereignete sich vorige Woche eine furchtbare Nautkatastrophe. Nach einem Erdbeben der Stärke 8,9 auf der Richterskala löste die Verschiebung der eurasischen und der pazifischen Erdplatten einen gewaltigen Tsunami aus, dessen Opferzahlen stündlich steigen und dessen volkswirtschaftlicher Gesamtschaden noch nicht näher zu beziffern ist. Durch das gewaltige Beben kam es infolgedessen zu einem nuklearen Super-GAU in dem Atomkraftwerk Fukushima. Seitdem versucht eine Einsatztruppe der Feuerwehr in einer Harakiri-Aktion verzweifelt die Lage vor Ort unter Kontrolle zu bringen. Rund um den Globus trauern die Menschen um die Opfer dieser furchtbaren Apokalypse.

An der Tokioter Börse führte die Katastrophe zu einem panikartigen Ausverkauf. Der Nikkei verlor innerhalb weniger Tage rund 20% seines Wertes. Auch wenn diese schreckliche Katastrophe das Land vor nahezu unlösbare Aufgaben stellt. Japan wird wieder auf die Beine kommen und wirtschaftlich zu den größten Volkswirtschaften der Welt gehören. Deshalb nutzen nervenstarke Anleger die Gunst der Stunde und decken sich mit qualitativ hochwertigen Aktientiteln wie Sony, Toyota und vielen anderen ein, um von einer langfristigen Erholung an der japanischen Börse zu profitieren.


Die nukleare Katastrophe entfachte auf's Neue die in Deutschland seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommende Debatte um die Nutzung der Kernkraft zur Energiegewinnung. Die Bundesregierung ist arg in Bedrängnis und verhängte ein von der Opposition scharf kritisiertes dreimonatiges Moratorium, während dessen Laufzeit die Sicherheit deutscher AKW's überprüft werden soll. Wie glaubwürdig ist das Vorgehen der Regierung hinsichtlich der bevorstehenden Landtagswahlen in zahlreichen Bundesländern?

Freitag, 25. März 2011

Die Mormonen führen Gold als Zahlungsmittel ein

Ich nehme die Mormonen ernst. Nicht als Religionsersatz, sondern als konservative und besonnene Menschen. Daher beobachte ich mit Interesse, dass sie in ihrem US-Bundesstaat Utah neuerdings Gold als Zahlungsmittel eingeführt haben. Inwiefern sich dieses Vorhaben als intelligent erweist, wird sich zeigen. Ich bezweifle dies jedoch. Gold ist nur in begrenzten Mengen vorhanden. Sicherlich lagern viele Zentralbanken teilweise enorme Goldvorräte. Aber ist Gold als Zahlungsmittel wirklich eine Alternative zu einer Papierwährung? Gold ist ein Metall, genau wie Eisen, Zink oder Quecksilber auch. Man könnte theoretisch also auch mit Eisen bezahlen...

Wenn ich mir vorstelle, wie das Bezahlen mit Gold in der Praxis aussieht, dann ist es vielleicht noch denkbar seine täglichen Alltagsgeschäfte mit entpsrechend kleinen Goldnuggets zu bezahlen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich ein Auto kaufen möchte? Oder wie sieht es aus, wenn man sich ein Haus kaufen will? Muss man dann mit einer LKW-Ladung voller Gold zum Verkäufer kommen? Noch absurder wird es, wenn man sich vorstellt, wie ein Reicher sich einen Privatjet oder eine Luxusvilla oder auch Luxusyachter kauft. Muss dieser dann gleich einen Containerschiff mit Gold beladen um seinen Erwerb zu finanzieren? Das ist alles Quatsch!


Gold kann eine Papierwährung niemals als Zahlungsmittel ablösen, jedenfalls nicht als Metall. Denkbar wäre folglich die eigene Währung an die Entwicklung des Goldpreises zu koppeln. Auch diesen Versuch hat es schon mal gegeben, der sog. Goldstandard. Laut dem Wikipedia-Artikel zum Thema Goldstandard war dieses Währungssystem von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg vorherrschend. Die Geldmenge der an das Gold gekoppelten Währung entsprach exakt dem Goldbesitz des entsprechenden Staates. Die negativen Erfahrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten dazu, dass das Bretton-Woods-System fester Währungskurse eingeführt wurde. Allerdings zeichnete sich Ende der 60er und Anfang der 70er-Jahre ab, dass feste Währungskurse den unterschiedlichen Entwicklungen der Volkswirtschaften nicht Genüge getan haben. So entwickelte sich beispielsweise die Volkswirtschaft der BRD viel besser als die Großbrittaniens. Die Folge war, dass im Jahre 1973 das Bretton-Woods-System endgültig aufgegeben wurde und die Wechselkurse freigegeben wurde. Seit der Einführung des € in zahlreichen Mitgliedsstaaten der EU herrscht ein Mischsystem aus freien (US-$, Yen, UK-Pfund) und festen Währungen vor. Die €-Mitgliedsstaaten schlossen sich dem Europäischen Währungssystem an und beschlossen damit eine Aufgabe ihrer nationalen Währungen zu bestimmten Fixkursen.

Mit den stark gestiegenen Staatsschulden in allen westlichen Staaten einschließlich Japans scheint eine Diskussion über den weiteren Systemverlauf nicht abwegig. Inwiefern eine von unzähligen Experten erwartete Infaltion die Aktualität dieser Diskussion befeuern werden wird, muss abgewartet werden.

Donnerstag, 24. März 2011

Wann kommt die historische Inflation?


Rettunspakete, Rettungsschirme, Konjunkturhilfen, Anleihekäufe durch Notenbanken so weit das Auge reicht. In den USA waren und sind es TARP, Quantitative Easing 1+2, in Deutschland der Bankenrettungsschirm Soffin sowie zwei Konjukturpakete. Auf europäischer Ebene wird dem nicht nachgestanden. Die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) wurde im Zuge der Griechenland-Rettung erfunden, nun soll, was in der EU von den gerade verhandelnden EU-Finanzministern beschlossen wurde, im Jahre 2013 die EFSF durch den dauerhaften europäischen Stabilisierungsmechanismus kurz ESM abgelöst werden. 700 Mrd. € werden hierzu insgesamt bereitgestellt für den Fall, dass die seit Sommer 2007 oder spätestens Anfang 2008 grassierende internationale Spekulantenwut nicht aufhört und die Schere zwischen den Niedrigzinsen der bonitätsstarken Länder wie Deutschland und den bonitätsschwachen Ländern wie Griechenland, Portugal, Irland, Spanien, Italien, Belgien… auch in Zukunft nicht wieder zugeht sondern weit gespreizt bleibt. Deutschland steuert von dem derzeit ausgehandelten Kapitalbedarf mit 20 Mrd. € in etwa ein Viertel der Kapitaleinlage in Höhe von 80 Mrd. €. Hinzu kommt ein entsprechender Anteil an der 620 Mrd. € betragenden Garantiesumme.
Das ist viel Geld und kommt schon jetzt zu dem ohnehin aufgrund der Bankenrettung stark gestiegenem Schuldenberg in Höhe von ca. 2 Billionen € des Gesamtstaatshaushalts (Bund, Länder und Gemeinden) hinzu. Ob die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse, die ab 2015 eine Neuverschuldung pro Jahr in Höhe von max. 0,15% des BIPs vorschreibt, ausreicht, scheint schon heute mehr als fraglich. Sollten die Risiken in den Bankenbüchern nicht abgebaut werden können und der Handel mit den Kreditausfallversicherungen (CDS) auf Staatsanleihen weiter rege betrieben werden, dann könnte es eng werden.
Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist ohnehin nicht groß. Angesichts klammer Gemeindekassen spüren die Bürger vielerorts, dass dem Staat das Geld fehlt und wundern sich, dass das seit Jahren betriebene Spiel Angela Merkels auch jeden noch so hohen Geldbetrag zur Verfügung zu stellen um nur endlich die Finanzmärkte zu besänftigen, immer weiter geht. Das Motiv ist also klar, stellt sich nur die Frage, wie lange der Bürger dieses Spielchen noch mitspielen wird. Das Superwahljahr 2011 und der Ausgang der Wahlen wird auch hierüber Aufschluss geben.
Angesichts einer hohen Staatsverschuldung stellt sich aber eine weitere Frage, nämlich die der Entschuldung. Eine für den Staat komfortable Lösung wäre, die Schulden wegzuinflationieren. Erfahrungen mit einer hohen Inflation hat in Deutschland niemand. Nur noch wenige Zeitzeugen gibt es, die die Hyperinflation Ende der 10er und Anfang der 20er Jahre des vorherigen Jahrhunderts miterlebt haben und diese waren damals auch noch extrem jung. Somit bleibt allein der Blick in die Geschichtsbücher. Zur Erinnerung: Nach dem Ende des 1. Weltkriegs, der bekanntlich von Deutschland verloren wurde, stiegen die Schulden ebenfalls parallel zu heute rasant an. Schon der Krieg wurde über Staatsanleihen finanziert, nun kamen auch noch hohe Reparationszahlungen an die Siegermächte hinzu. Der Staat nahm dies zum Anlass um den Nominalwert des Geldes ständig zu verändern und so wurde das Geld mit der Zeit wertloser und wertloser. Das Endergebnis war, dass der Staat gegen Ende der Inflationswelle zwar faktisch endschuldet war, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung aber enorm angestiegen ist. Eine Bürde, die die gerade neu gegründete Weimarer Republik nie verkraftet hat. Wir alle wissen, wie die Geschichte endete.
Diesen Verlauf kennt auch ein Ben Bernanke und natürlich alle bundesrepublikanischen Spitzenpolitiker. Bernanke hat sich, wie ich mal irgendwo gelesen habe, während seines Studiums und danach intensiv mit der Großen Depression der USA aus den 30er-Jahren beschäftigt.
Das ist der historische Hintergrund, den jeder zumindest überblickshaft wie ich ihn gerade geschildert habe, im Hinterkopf haben sollte. Dann behält man vielleicht auch einen kühlen Kopf, wenn die Regierung in der Zukunft weiter mit großen Beträgen hantieren wird, um die Finanzmärkte zu besänftigen und die Wirtschaft zu stabilisieren.
Der kritische Punkt ist meines Erachtens nach also wirklich die Frage, ob es zu einer inflationsbedingten Entschuldung kommen wird. Die fiskalpolitischen Folgen sind klar. Die Folgen für alle Sparer und Gläubiger ebenfalls. Die mühsame und beinharte (Lebens-) Arbeit  war vergebens. Sollte es also tatsächlich zu einer steigenden und lang anhaltenden Inflation kommen wäre eine weiter steigende Unzufriedenheit die noch mildeste Konsequenz hiervon. Daher sollten auch Alternativszenarios durchdacht werden. Eine Alternative wäre zum Beispiel der Ausstieg Deutschlands aus der €-Währungszone. Die Rettung der €-Peripherie-Länder verstößt ohnehin gegen die No-Bail-Out-Klausel der EU. Ein Ausstieg Deutschlands aus dem € würde dazu führen, dass diese No-Bail-Out-Klausel wieder greifen würde. Ob die anderen €-Länder den € dann weiterführen würden, bliebe deren Problem. Deutschland würde wieder die DM einführen und könnte sich der Lösung innenpolitischer Probleme widmen, allen voran der Bekämpfung der Staatsverschuldung, und sich darüber hinaus auf den Export konzentrieren.
So weit so gut. Meines Erachtens ist ein Ausstieg aus dem € jedoch unrealistisch. Ich denke dabei gar nicht, dass es zu einer Implosion der Europäischen Union kommen würde, sondern vielmehr ist die internationale Verflechtung der Bankindustrie und die Frage, wer denn eigentlich Gläubiger der hoch verschuldeten €-Peripherie-Länder ist, von zentraler Bedeutung. Deutsche Banken darunter auch Landesbanken sind kräftig involviert.
Wo Amerika seine Immobilienkrise hat und diese versucht weiterhin zu bekämpfen, da haben wir Europäer unsere €-Krise und müssen mit dieser fertig werden.
Daher ist ein Ausstieg aus dem € politisch nicht gewollt und wird es unabhängig ob SPD oder CDU den Kanzler stellen auch nicht geben. Die Deutschen sind auf Gedeih und Verderb mit dem € und der EU verwoben, genauso wie alle anderen € und EU-Mitgliedsstaaten auch. Dieser Überzeugung bin ich. Den Grund sehe ich historisch weit hergeholt in den grausamen Erfahrungen des 2. Weltkriegs und der Gemeinschaftspolitik der vergangene 60 Jahre.
Damit ist das Problem der Staatsverschuldung und eine drohende Inflation aber immernoch nicht vom Tisch und wird uns die nächsten Jahre weiterhin beschäftigen. Es bleibt die Herkulesaufgabe der verantwortlichen Regierungs- und Notenbankpolitiker schlechthin. Bleiben wir also gespannt.

Mittwoch, 23. März 2011

Dow Jones Industrial Average - Langfristchart seit 1885

langfristige Zukunftsprognose

Wir sind einer Meinung! Ich denke auch wie sie, dass die Indizes dieser Welt neue Allzeit-Höchststände erst noch sehen werden. Der Dow-Jones wird wie sie hier irgendwann einmal geschrieben haben bei 100.000 Punkten stehen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche :D!
Die Weltbevölkerung wächst, immer schneller noch dazu. Wenn man sich die Umbrüche in der arabischen Welt ansieht, dann stellt man fest, dass diese von einer sehr jungen Bevölkerung ausgehen. Die Aufständischen die jetzt zu den Waffen greifen sind zwischen 15 und 40 Jahren alt. Die Bevölkerungen in diesen Ländern ist extrem jung, im Gegensatz zu unseren Ländern, Deutschland, Japan. Amerikas Bevölkerung ist glaube ich noch relativ jung und wächst im Gegensatz zu dem deutschen Volk.
Die wachsende Weltbevölkerung giert mE nach Mobilität und Essen. Das führt dazu, dass China ständig Transportaufträge vergibt. EADS und Boeing sollten trotz Wettbewerbs also langfristig profitieren. Die Automobilhersteller werden profitieren. Allen voran VW. Solange Ferdinand Piech die Zügel bei VW in den Händen hält und VW vom Kleinwagen über Nutzfahrzeuge bis hin zur Luxuskarosse für wirklich jeden etwas anzubieten hat, braucht man sich um VW keine Sorgen zu machen.
Ein steigendes Transportaufkommen führt dazu, dass sämtliche Firmen, die im Zusammenhang mit dem Öl-Verbrauch Geld verdienen, ihren Aktienwert werden steigern können. Dementsprechend müssen Firmen wie Exxon Mobil steigen, auch eine BP, Shell und andere.
Von der rasant steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln werden die Düngemittelhersteller profitieren, zum Beispiel Kali-Salz. Deren Kurs ist schon kräftig gestiegen in den vergangenen Jahren, und zwar zu Recht! Die Böden auf denen die Nahrungsmittel wie Reis, Getreide, Weizen, Mais etc. angebaut werden, müssen zur Ertragssteigerung gedüngt werden. (Der Weizenpreis steht aktuell sehr hoch und wird wie viele andere Rohstoffe an der weltgrößten Rohstoff-Börse, der Chicago Mercantile Exchange gehandelt.) Und genau hier setzt Kali-Salz an. BASF wird profitieren. JohnDeere ist sensationell gestiegen.
Die Medizin- und Arzneimittelhersteller werden profitieren, weil wir alle immer länger und gesünder leben und leben wollen, Pfizer, GlaxoSmithKline, Bayer etc. Allerdings sind dies langfristige Trends die, ich weiß nicht ob es Fantasten sind, gerne auch als Megatrends bezeichnet werden.
Und weil die New York Stock Exchange das effizienteste Finanzhandelsystem der Welt ist und auf eine über 100 Jahre währende Erfahrung zurückblickt werden letzten Endes auch die Banken profitieren, wobei ich denke, dass die Risiken noch einige Zeit auf den Kursen lasten werden. Trotzdem: Warren Buffett hält Goldman Sachs-Aktien und verdient sich eine goldene Nase damit.
Ich persönlich beobachte das Geschehen an den Finanzmärkten seit meinem 15. Lebensjahr, 1999. Derzeit halte ich keine Aktien, da ich noch studiere. Sobald ich aber in Lohn und Brot stehen werde, werde ich wieder auf die Aktienanlage setzen!
Von den Telekommunikationsunternehmen würde ich die Finger lassen. Kein Mensch will in Zeiten von Facebook&Co., skype etc. Geld für die Kommunikation ausgeben. Anders sieht es wiederum mit Lifestyle-Produkten wie Apple‘s iphone aus.

Meine 15 (zugegeben etwas viel) Lieblings-Aktien, die ich aus meinen obigen Überlegen für empfehlenswert halte, sind:

Transport-Sektor:
EADS
Boeing
VW
Öl-Sektor:
Exxon Mobil
BP
Shell
„Nahrungssektor“:
BASF
John Deere
Kali+Salz
Medizin+Arzneimittel:
Bayer
Pfizer
GlaxoSmithKline
Banken:
Goldman Sachs
Mastercard
Technologie:
Apple

Ich denke, im Hinblick auf die Diversifikation und aus Value-Ansätzen heraus kann man mit diesen Aktien langfristig kaum was falsch machen, oder? Die Streuung erfolgt querbeet über die Branchen und auch international. US-Aktien sind dabei, deutsche, britische und mit Shell auch eine holländische. Weil ich den japanischen und den chinesischen Aktienmarkt nicht kenne, lasse ich auch den Finger davon. Ab 50.000 oder besser 100.000 € oder $ könnte man sich ein ganz interessantes Portfolio zusammenbauen…

Viele Grüße

Quelle: mein Beitrag auf www.timschafermedia.com

Montag, 21. März 2011

Wie funktionieren die Finanzmärkte?

Der Finanzmarkt funktioniert grundsätzlich wie jeder andere Markt auch. Zwei Parteien, der Käufer und Verkäufer, treffen sich und machen Geschäfte. Der Verkäufer=Anbieter präsentiert seine Geschäftsidee bzw. sein Unternehmen und möchte den potentiellen Käufer von dem positiven Verlauf seiner zukünftigen Geschäftsentwicklung überzeugen. Der Käufer=Nachfrager ist auf der Suche nach einer renditeträchtigen Anlage und möchte sein Geld größtmöglich vermehren.
So weit so gut. Denn was bisher beschrieben wurde ist lediglich die Vor-IPO-Phase (IPO=Initial Public Offering=Börsengang). Der Börsengang einer Aktiengesellschaft wird immer begleitet von einer Bank, meist ist es eine Investmentbank. Im Idealfall bewerben sich mehrere Investmentbanken um die Emission der Aktien einer Aktiengesellschaft bzw. umgekehrt das Unternehmen bewirbt sich bei der Investmentbank weil es von dem Know-How des kosten- und zeitintensiven Ablaufs des jeweiligen Instituts überzeugt ist.
In einer komplizierten Analyse der Geschäftszahlen (Bilanz, GuV-Rechnung, Geschäftspläne etc.) und der Wettbewerbssituation des Unternehmens (Marktsituation in der Branche, regionaler und überregionaler Wettbewerb) wird eine bestimmter Preis, bzw. was am häufigsten geschieht eine Preisspanne, ausgerechnet, die den fairen Preis des prozentualen Anteils des an die Börse gebrachten Unternehmensteils entsprechen soll.
Sodann folgt die Zeichnungsphase in der die renditesuchenden Nachfrager wie oben beschrieben Aktienpakete oder auch Tranchen dieses Unternehmens zeichnen können.
Je nach Größe des Unternehmens wird anhand der Geschäftszahlen eine zukünftige erwartete Marktkapitalisierung errechnet, die es dem Börsenbetreiber ermöglicht vorab zu bestimmen in welchem Segment das Unternehmen zukünftig gelistet wird. An der Frankfurter Wertpapierbörse gibt es den EU-regulierten Markt, der in die beiden Teilsegmente General Standard und Prime Standard unterteilt wird und den privatrechtlich geregelten Freiverkehr, der seinerseits in den Open Standard und den Entry Standard unterteilt wird. Kennzeichnend für die Unterteilung sind die unterschiedlichen Transparenzanforderungen, die Rechnungslegungsstandards und die Veröffentlichung von Unternehmenskennzahlen.
Nach dem Listing werden die Aktien über das Xetra-System d.h. elektronisch gehandelt. Der Handel auf der Parkettbörse steht im Internetzeitalter lediglich für einen sehr begrenzten Anteil am Gesamthandelsvolumen und wird wohl nur noch aufrechterhalten um den Medien zu ermöglichen quasi live vom Ort des Geschehens zu berichten. Meist ist dann im Fernsehen der Chart des wichtigsten deutschen Börsenbarometers DAX im Hintergrund zu sehen, so als ob sich der gesamte Handel an Ort und Stelle abspielen würde. Das ist natürlich Quatsch. In Wahrheit betreibt die Deutsche Börse AG leistungsstarke Server über die der Handel in Sekundenschnelle abgewickelt wird. Nichtsdestotrotz dient die Live-Schalte der vom Börsenparkett berichtenden TV-Anstalten gerade in hektischen oder nervösen Marktphasen dazu dem Fernsehzuschauer das Geschehen der Börse plastisch näher zu bringen.
Ein nicht zu unterschätzendes Fazit ist, dass, solange es Menschen gibt, die etwas unternehmen, es auch immer Handelsplätze geben wird, in denen das effiziente Geschäftemachen ermöglicht wird. Die Finanzmärkte wird es entgegen mancher Bekundungen in den Medien, von Politkern oder kritischen Organisationen wie Attac also immer geben. Denn es wird immer Unternehmer geben, die für ihre weitere Geschäftsentwicklung viel Geld benötigen werden und dies nicht von Haustür zu Haustür einsammeln möchten, sondern den Finanzmarkt hierfür nutzen.
Die drei Teilbereiche der Analyse von Aktiengesellschaften und aller anderen Asset-Klassen sind die Fundamentalanalyse, die Charttechnik und die Börsenpsychologie.
Mit Abstand am Wichtigsten sind die fundamentalen Kennzahlen des Underlyings. Wenn sozusagen die nackten Zahlen stimmen, dann wird sich der zugrundegelegte Basiswert IMMER positiv entwickeln, das heißt im Preis steigen.
Da die verschiedensten Kennzahlen der unzähligen Unternehmen, Rohstoffe, Anleihen und Währungen sich ständig verändern und über das Verbreiten von wichtigen und weniger wichtigen Nachrichten zu einem oftmals nicht nachzuvollziehenden Kursverlauf führen, verhelfen sich manche Börsianer eines weiteren Hilfsmittels zu einer aussagekräftigen Prognose, nämlich der Charttechnik. An dieser Stelle seien nur die wichtigsten Darstellungsformen, der lineare Chart und die Candlestick-Formation erwähnt. Anhand des historischen Kurscharts wird anschließend versucht, Formationen, Trendverläufe, Widerstände und Unterstützungen, das Momentum, das Volumen, die BollingerBände, Durchschnittkurse und viele weitere technische Indikatoren aus dem bisherigen Kursverlauf herauszulesen, um daraus die zukünftige Kursentwicklung bestimmen zu können.
Zu guter Letzt wird niemand ernsthaft bezweifeln können, dass psychologische Elemente die Fundamental- und Chartanalyse negativ und positiv beeinflussen. Dies zeigt sich in den beiden Phasen der Hausse und Baisse dann am deutlichsten, wenn im ersteren Fall die Kurse massiv anziehen und die Gier die Anleger regelrecht übermannt und im zweiten Fall, wenn die Kurse quasi in’s Bodenlose stürzen und die Anleger panikartig das Weite suchen. Beide Phasen sind also gekennzeichnet von einer großen Angst. Im Falle steigender Kurse ist es die Hoffnung, überdurchschnittliche Gewinne zu machen und im Falle sinkender Kurse ist es die Angst, dass sich die Verluste immer weiter ausdehnen könnten.
Lediglich ein kleiner Teil aller Anleger erzielt an der Börse langfristig Gewinne. Diese Gewinne können dann aber unvorstellbare Ausmaße annehmen, so dass die Finanzmärkte auch die nicht erfolgreichen Anleger immer wieder auf’s Neue magisch anziehen. Legendäre Investoren wie Warren Buffet haben an den Börsen ein Vermögen gemacht. Mich fasziniert dies deshalb so sehr, weil unabhängig von dem Reichtum, den sie erzielt haben, die Grundlage des Erfolgs auf nackten Zahlen beruht. Warren Buffet ist ein Vertreter des sogenannten Value-Investings, also der Suche nach soliden Unternehmen. Er ist aufgrund seines Erfolges ein Paradebeispiel für den Homo Oeconomicus, den rein rational handelnden Menschen.

Quellen: Deutsche Börse AG und Wikipedia