Wenn Sie mich unterstützen möchten, dann kaufen Sie Das Buch zum Blog!

Montag, 10. Oktober 2011

Nichts Neues in Europa!

Es ist erstaunlich wie leicht man die Situation der europäischen Volkswirtschaft und ihrer Sorgenkinder mit der Situation der USA von vor drei bzw. 2 Jahren vergleichen kann. In den USA wurden Hypothekenkredite zunächst an finanzschwache Schuldner vergeben. Oftmals verschuldeten sich die Kreditnehmer über den Wert ihres neuen Eigenheimes hinaus. Die Bank wußte, dass sie das Risiko notfalls an die halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer FannieMae und FreddieMac abladen kann, wenn der Kreditnehmer seinen Tilgungsverpflichtungen nicht nachkommen wird. Darüberhinaus bündelten die Bankstrategen die Kreditverträge zu Wertpapieren und emittierten diese an den Börsen wo sie von renditehungrigen Anlegern aufgekauft wurden. Das Risiko (der Großbanken) an dieser Stelle wurde durch mittlerweile berühmt gewordene Versicherungsinstrumente, die CDS, abgefedert. Wie wir alle wissen, funktionierte diese Risikoverteilungskette nicht, sondern platze vor drei Jahren in der LehmanBrothers Pleite wie eine Bombe und führte zu lawinenartigen Verwerfungen an den weltweiten Aktienbörsen, die nur äußerst mühsam und mit viel Steuerzahlergeld aufgefangen werden konnten.

Auch wenn man aufgrund mentalitätsbedingter und kultureller Unterschiede, insb. der sprachlichen Vielfalt, vermuten könnte, dass ein ähnliches System in Europa nicht aufgebaut werden kann, so geschah dank der Währungsunion und der ihr zugrundegelegten vereinheitlichten Geldpolitik genau dasselbe. In Europa wurde das Rad nicht neu erfunden.
Ersetzt man beispielshaft den amerikanischen Hypothekenschuldner durch einen griechischen Weinbergbesitzer, der in der Hoffnung einer produktiveren Bewirtschaftung seines Besitzes einen Kredit aufnimmt, um sich einen neuen Traktor, sagen wir der Firma Siemens, zu kaufen, dann macht er nichts Anderes als der amerikanische Subprime-Schuldner. Er spekuliert auf Pump darauf, dass er wirtschaftlich prosperieren wird. Nun haben sich viele Länder der €-Peripherie-Zone steigende Löhne gegönnt und so musste auch der exemplarisch erwähnte griechische Bauer seinen Angestellten höhere Löhne zahlen bis ihn dies in den Ruin trieb. Die Bank, die ihm diesen Kredit gab, musste ihn nun abschreiben. In der Folge hatte plötzlich auch die griechische Zentralbank ein Problem und mithin auch die EZB und wegen der Verflechtungen im Zentralbanksystem auch die Deutsche Bundesbank und die anderen Zentralbanken, aber auch die anderen Großbanken, die Kredite an griechische Schuldner oder deren Banken vergaben. Auch hier schließt sich der Kreis, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die CDS-Instrumente erstens dazu dienten und dienen, das Kreditrisiko abzufedern und zweitens ein reger Handel mit ihnen betrieben wird.

Letzten Endes führt die Schuldenmacherei also sowohl im Kleinen als auch im Großen zu großen systemischen Problemen, die die Welt noch einige Zeit in Atem halten wird. Befeuert wird die ganze Geschichte nämlich noch von den Ratingagenturen, die sämtliche Rettungspakete sofort auf ihre Standfestigkeit hin überprüfen, in dem sie strauchelnde Staaten und Banken abwerten. Diese Vorgehensweise wird gemeinhin als Wirtschaftskrieg zwischen den USA und Europa bezeichnet, weil die führenden Ratingagenturen alle samt aus den USA kommen, was aber zu kurz gesprungen ist, wenn man sich vergegenwärtigt, dass (1) die Ratingagentur S&P auch die USA selbst von dem Triple-AAA herunterstufte und sie (2) das in der Hypothekenkrise verloren gegangene Vertrauen durch die damals lasche Vergabe der Bestbewertung wieder zurückgewinnen möchten. Nichts Anderes ist derzeit der Stand der finanzvolkswirtschaftlichen Zusammenhänge.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen