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Freitag, 28. Oktober 2011

Jetzt kommt die Jahresendrally!

Nach der Einigung der Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel in dieser Woche wird es jetzt zu einer Jahresendrally kommen, da die Staatenlenker substanzielle Eckpunkte für die Lösung der Schuldenkrise beschlossen haben und das Damoklesschwert, das über den Finanzmärkten mit den vielen unterbewerteten Aktienunternehmen schwebte nunmehr erst einmal verschwinden wird.


Selbstverständlich kann es anders kommen, jedoch denke ich, dass der Schuldenschnitt Griechenlands in Verbindung mit einer Erhöhung der Kernkapitalquote europäischer Banken auf 9% als Teildurchbruch in dieser komplexen Materie zu werten sind, mit dem auch viele institutionelle Anleger nicht gerechnet haben. Hinzu kommt auch, dass die Hedge-Fonds im Gipfel-Vorfeld auf fallende Kurse setzten und somit nun ihre short-Positionierungen schließen müssen. Viele Unternehmen liefern außerdem ein Rekordergebnis nach dem anderen ab, Beispiele: BASF, SAP, VW.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

2011 - das Jahr des Protestes

Das Jahr 2011 ist noch lange nicht zu Ende. Zwei Monate vor dem Jahreswechsel lässt sich aber mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Jahr ein Jahr des Protestes gewesen ist.

Stuttgart 21

Angefangen hat es mit den Demonstrationen gegen das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 und für den Erhalt des Kopfbahnhofs, die im Herbst vergangenen Jahres begannen und bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg den ersten grünen Ministerpräsidenten der Geschichte der BRD hervorbrachten. Am 27.11.11 soll nun in einer Volksabstimmung über den Bahnhof entschieden werden.

Arabien

Schon Anfang des Jahres kam es dann in einem ganz anderen Erdteil zu massiven Protesten gegen die herrschende Klasse. Die Völker der arabischen Länder gingen auf die Barrikaden und demonstrierten vehement gegen die zum Teil brutalen Diktaturen. Der ägyptische Staatspräsident Mubarak ist von der Bildfläche verschwunden genauso wie gerade erst kürzlich der lybische Rebellenführer Gaddafi. Inwiefern sich in den arabischen Ländern eine Demokratie nach westlichem Vorbild etablieren wird und ob und wie sich das kapitalistische Wirtschaftssystem, das sich gerade selbst in schwierigem Fahrwasser befindet, dort durchsetzen wird, ist auf jeden Fall zweifelhaft. Den alten Herrschern muss man jedenfalls keine Träne nachweinen.

Piratenpartei

Der allgemeine Unmut zeigt sich hierzulande mittlerweile auch in dem Einzug der Piratenpartei in das Abgeordnetenhaus Berlin's. Knapp 9 % der Wählerstimmen holten die Piraten bei den letzten Landtagswahlen und überraschten damit so manch einen Polit-Beobachter. Dabei gehen die Piraten mit nur einem einzigen Thema auf Stimmenfang: dem Internet.

Experten wie der ARD-Hauptstadt-Korrespondent Ulrich Deppendorf sehen die Piratenpartei kritisch geben ihr gleichzeitig aber auch Chancen sich über kurz oder lang zu etablieren, wenn sie auch andere Politik-Felder inhaltlich besetzen.

Occupy-Bewegung

Seit einigen Wochen sammeln sich, vorzugsweise an den Börsenplätzen dieser Welt, die Kritiker der Finanzmärkte und protestieren gegen die exzessiven Machenschaften der Finanzelite. Die Occupy-Bewegung hat das Medieninteresse geweckt und erinnert stark an die Globalisierungsgegner Attac. Unklar ist derzeit allerdings noch welche Ziele genau die Aktivisten verfolgen und inwiefern die Mächtigen ihren Worten auch Taten folgen lassen werden. Allenfalls wage ist nämlich der Ruf der Protestler nach einer besseren Welt.

In diesem Jahr kann also schon Ende Oktober festgehalten werden, dass die Welt sich im Umbruch befindet und die Menschen gegen Korruption, Ausbeutung und Ungleichheit aufbegehren. Die verbleibenden zwei Monate werden mit Sicherheit ebenfalls nicht ohne Schlagzeilen bleiben.

Quartalszahlen der Deutschen Bank unter der Lupe

Wie riskant das Geschäftsgebahren der Deutschen Bank (schon seit Jahren) ist, sieht man auf der folgenden Internet-Seite wo nach dem jüngsten Quartalsbericht die Bilanz des deutschen Branchenprimus erklärt wird. Fazit: Die Deutsche Bank spielt ein gefährliches Spiel und kümmert sich bislang nicht die Bohne darum ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen.

Die Wahrheit zum Schuldendiktat Griechenlands

In den Medien kursieren viele unterschiedliche Informationen zum heute Nacht zu Ende gegangenen EU-Gipfel. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler hat in seinem Blog mal die harten Zahlen vorgestellt und kommt leider Gottes zu einem nüchternen Ergebnis.

Montag, 10. Oktober 2011

Nichts Neues in Europa!

Es ist erstaunlich wie leicht man die Situation der europäischen Volkswirtschaft und ihrer Sorgenkinder mit der Situation der USA von vor drei bzw. 2 Jahren vergleichen kann. In den USA wurden Hypothekenkredite zunächst an finanzschwache Schuldner vergeben. Oftmals verschuldeten sich die Kreditnehmer über den Wert ihres neuen Eigenheimes hinaus. Die Bank wußte, dass sie das Risiko notfalls an die halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer FannieMae und FreddieMac abladen kann, wenn der Kreditnehmer seinen Tilgungsverpflichtungen nicht nachkommen wird. Darüberhinaus bündelten die Bankstrategen die Kreditverträge zu Wertpapieren und emittierten diese an den Börsen wo sie von renditehungrigen Anlegern aufgekauft wurden. Das Risiko (der Großbanken) an dieser Stelle wurde durch mittlerweile berühmt gewordene Versicherungsinstrumente, die CDS, abgefedert. Wie wir alle wissen, funktionierte diese Risikoverteilungskette nicht, sondern platze vor drei Jahren in der LehmanBrothers Pleite wie eine Bombe und führte zu lawinenartigen Verwerfungen an den weltweiten Aktienbörsen, die nur äußerst mühsam und mit viel Steuerzahlergeld aufgefangen werden konnten.

Auch wenn man aufgrund mentalitätsbedingter und kultureller Unterschiede, insb. der sprachlichen Vielfalt, vermuten könnte, dass ein ähnliches System in Europa nicht aufgebaut werden kann, so geschah dank der Währungsunion und der ihr zugrundegelegten vereinheitlichten Geldpolitik genau dasselbe. In Europa wurde das Rad nicht neu erfunden.
Ersetzt man beispielshaft den amerikanischen Hypothekenschuldner durch einen griechischen Weinbergbesitzer, der in der Hoffnung einer produktiveren Bewirtschaftung seines Besitzes einen Kredit aufnimmt, um sich einen neuen Traktor, sagen wir der Firma Siemens, zu kaufen, dann macht er nichts Anderes als der amerikanische Subprime-Schuldner. Er spekuliert auf Pump darauf, dass er wirtschaftlich prosperieren wird. Nun haben sich viele Länder der €-Peripherie-Zone steigende Löhne gegönnt und so musste auch der exemplarisch erwähnte griechische Bauer seinen Angestellten höhere Löhne zahlen bis ihn dies in den Ruin trieb. Die Bank, die ihm diesen Kredit gab, musste ihn nun abschreiben. In der Folge hatte plötzlich auch die griechische Zentralbank ein Problem und mithin auch die EZB und wegen der Verflechtungen im Zentralbanksystem auch die Deutsche Bundesbank und die anderen Zentralbanken, aber auch die anderen Großbanken, die Kredite an griechische Schuldner oder deren Banken vergaben. Auch hier schließt sich der Kreis, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die CDS-Instrumente erstens dazu dienten und dienen, das Kreditrisiko abzufedern und zweitens ein reger Handel mit ihnen betrieben wird.

Letzten Endes führt die Schuldenmacherei also sowohl im Kleinen als auch im Großen zu großen systemischen Problemen, die die Welt noch einige Zeit in Atem halten wird. Befeuert wird die ganze Geschichte nämlich noch von den Ratingagenturen, die sämtliche Rettungspakete sofort auf ihre Standfestigkeit hin überprüfen, in dem sie strauchelnde Staaten und Banken abwerten. Diese Vorgehensweise wird gemeinhin als Wirtschaftskrieg zwischen den USA und Europa bezeichnet, weil die führenden Ratingagenturen alle samt aus den USA kommen, was aber zu kurz gesprungen ist, wenn man sich vergegenwärtigt, dass (1) die Ratingagentur S&P auch die USA selbst von dem Triple-AAA herunterstufte und sie (2) das in der Hypothekenkrise verloren gegangene Vertrauen durch die damals lasche Vergabe der Bestbewertung wieder zurückgewinnen möchten. Nichts Anderes ist derzeit der Stand der finanzvolkswirtschaftlichen Zusammenhänge.