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Sonntag, 3. Februar 2013

Peter Scholl-Latour


Ich lese aktuell zwei Bücher von Peter Scholl-Latour, „Die Welt aus den Fugen“ und „Arabiens Stunde der Wahrheit“. Scholl-Latour, der nächstes Jahr 90 wird, holt insb. in letzterem Buch zu einem umfassenden  historischen Rundumschlag aus und verknüpft seine enormen historischen Kenntnisse mit unzähligen persönlichen Reiseerlebnissen und den aktuellen Geschehnissen in Arabien und den anderen muslimisch dominierten Ländern. Ich möchte hier einige Aussagen und Erkenntnisse wiedergeben, die von allgemeinem Interesse sein sollten.

Peter Scholl-Latour kritisiert in seinen Büchern sehr häufig das außenpolitische Vorgehen des Westens, allen voran der USA, was ihm mitunter auch den Vorwurf des Antiamerikanismus einbrachte. Kriege wie diejenigen in Afghanistan und dem Irak, die auch unter dem Vorwand Demokratie und Menschenrechte zu fördern und zu verbreiten, vorangetrieben werden, betrachtet er skeptisch. Gerne wirft er dem Westen Heuchelei vor, wenn bspw. in Guantanamo Menschenrechtsstandards von den USA nicht eingehalten werden. Überhaupt wirbt Scholl-Latour gerade im Zusammenhang mit den beiden Kriegen für mehr Empathie mit den Arabern und Muslimen. Eine Arroganz und Überheblichkeit gekoppelt mit der Ignoranz vor historischen und kulturellen Besonderheiten führen seiner Meinung nach immer wieder zu fatalen Entscheidungen, unzählige nachrichtendienstliche und militärische Einsätze, deren Erfolge zweifelhaft sind bestätigten ihn in seiner Einschätzung.

Ich verzichte an dieser Stelle darauf Beispiele zu nennen. Fest steht jedoch: Scholl-Latour ist ein mutiger Mann, der sich im Verlaufe der Jahrzehnte den Respekt vieler islamischer Führer verdient hat. Mithin sollte man seine Warnungen und Ratschläge ernst nehmen. Und so komme ich zu einem interessanten Gedankenexperiment und zu der Frage, die aufgeworfen werden kann, um eine gewisse Grund-Empathie für die Muslime zu entwickeln, nämlich konkret, wie wir in Deutschland wohl reagieren würden, wenn in Europa die muslimischen Araber einmarschiert wären? Alliierte Militäreinheiten sind derzeit noch in Afghanistan stationiert und waren bis vor kurzem noch im Irak. Angenommen zwei Nachbarländer Deutschlands wären auf diese Weise besetzt. Wie würden wir wohl reagieren?

Dieser Vergleich soll kurz zeigen, dass es bei der Betrachtung und Analyse außenpolitischer Entscheidungen und Vorgehensweise keine Denkverbote geben sollte. Es gibt Gründe, wegen derer gerade Afghanistan und der Irak mit militärischer Präsenz  des Westens zurechtkommen mussten und müssen, klar. Da wäre an erster Stelle der Kampf gegen den Terror zu nennen, der nach den Anschlägen auf das World Trade Center aus emotional nachzuvollziehenden Gründen begann, spätestens an zweiter Stelle folgt aber der Kampf um Rohstoffe und die eigene Versorgungssicherheit, nicht zuletzt die Demonstration militärischer Macht in einer Region, die sich in geografischer Nähe zu Russland und China befindet.

Interessant werden die Militäroperationen im Nahen Osten und am Hindukusch, wenn man Samuel P. Huntingtons Buch „Clash of Civilizations“ kennt. Der bereits verstorbene Politberater entwirft darin die These, dass die Welt im 21. Jahrhundert in eine Serie von Religionskriegen schlittert, die im schlimmsten Fall gar in einem 3. Weltkrieg münden könnten. Wenn Huntington uns also religiös-kulturelle Konflikte voraussagt, sollte man bei aller Schwarzmalerei, die er betreibt, hellhörig werden. Denn letztlich war er zu Zeiten der Präsidentschaft George W. Bushs, ein enger außenpolitischer Berater dessen Administration. Insofern war er sicherlich ein inspirierender Intellektueller, der seinen Einfluss geltend machen konnte, ob er ein Architekt der Bush'schen Außenpolitik war, kann dahingestellt bleiben. Fakt ist aber, dass aus muslimisch-arabischer Sicht, das Christentum und dessen Söhne und vereinzelt auch Töchter im Orient als Soldaten präsent sind. Natürlich nicht nur, der Umstand, dass eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Soldaten atheistisch ist, macht meine Betrachtungsweise jedoch nicht falsch. So haben wir also bereits wenn man so will zwei Religionskriege im Huntigton'schen Sinne! Nimmt man nun noch den jüdisch-muslimischen Dauerkonflikt mit dazu, dann ist man geneigt, Huntingtons These bestätigt zu wissen.

Allerdings sehe ich das trotzdem anders. Gerade vor dem Hintergund, dass die USA aus dem Irak bereits abzogen sind und vor dem für das Jahr 2014 anstehendem Rückzug der Truppen aus Afghanistan, zeigt sich, dass dunkle und schwarzmalerische Prognosen mit äußerster Vorsicht zu genießen sind.
Scholl-Latour jedenfalls ist der Meinung, dass der Westen mit seinem rabiaten Vorgehen durchaus mehr Glück als Verstand hat. Einerseits sind abendländisch-christliche Truppen im tiefsten Arabien stationiert, andererseits jedoch kam es bspw. in den USA seit 9/11 nicht mehr zu weiteren Terroranschlägen, die man realistischerweise durchaus hätte annehmen können, wenn man sich nochmal mein durch die Lektüre der Scholl-Latour'schen Bücher inspiriertes Gedankenexperiment von oben vergegenwärtigt und sich vorstellt, dass arabisch-muslimische Truppen in Europa stationiert wären. Aber Scholl-Latour zieht an dieser Stelle aus meiner Sicht ein wenig voreilige Schlüsse, wie man gerade an neueren Entwicklungen wie den Unruhen rumd um das im letzten Jahr veröffentlichte Mohammed-Video sieht oder aber an aktuell veröffentlichten Drohvideos gegen die USA und Deutschland. Und so ist der Kampf gegen den Terrorismus mitnichten gewonnen, wie die scheidende US-Außenministerin Hillary Clinton aktuell richtigerweise konstatiert. Im Gegenteil, die reale Bedrohung wird uns weiterhin beschäftigen. Jedenfalls mutet Scholl-Latours weitere Erkenntnis, problematischer für den Westen oder zumindest Teile des Westens, wäre nicht so sehr der Terrorismus, sondern viel eher die Demografie, etwas bizarr an. Gleichwohl beobachtet Scholl-Latour richtigerweise, eine Zunahme des Anteils der Muslime an der  Weltbevölkerung, so auch in unseren Breiten. Die Geburtenraten muslimischer Frauen übersteigen diejenigen westlicher Frauen unbestreitbar zum teil um ein Vielfaches. Ob dieser Trend allerdings auf Jahrzehnte hinaus fortgeschrieben werden kann, darf durchaus in Frage gestellt werden kann, zu mal er auch für Panikmache und vorurteilsbehaftete Hetze gegen die Muslime taugt.

Aber Scholl-Latour wäre nicht Scholl-Latour wenn er nicht auch kritische Äußerungen zum Islam tätigen würde. „Mohammed war ein Kriegs- und Feldherr. Das dürfen wir nie vergessen.“ schreibt er an einer Stelle. Mehrmals betont er, dass der Ijtihad, eine Form der Auslegung des Islam, der zufolge moderne gesellschaftliche Entwicklungen mitberücksichtigt werden sollen, sich längst nicht durchgesetzt habe. Gemäß der Scharia, haben Aussagen von Frauen vor Gericht nur die Hälfte des Wertes verglichen mit der Aussage eines Mannes. Aber auch nur dann, wenn der Mann Muslim ist. Gerichtlich verwertete Aussagen von Christen und Juden zählen ebenfalls nur die Hälfte. Es gäbe sicherlich noch eine Reihe weiterer Beispiele dafür, belegen zu können, warum der Islam eine rückständige Religion ist.

Allein man sollte nicht den Fehler machen und die Integration der muslimischen Bevölkerung in Deutschland und natürlich allgemein im Westen für gescheitert zu erklären, bei allen Integrationsproblemen die es sicherlich zuhauf gibt. Vergessen wir außerdem nicht, dass Barack Obama väterlicherseits ebenfalls muslimischer Abstammung ist. Es ist daher aus meiner Sicht nicht ausgeschlossen, dass die USA, das Einwanderungsland schlechthin, in Zukunft einen entspannteren und diplomatischeren Ton im Verhältnis mit Arabien und den Muslimen einschlägt.

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