Günter Grass Gedicht "Was gesagt werden muss" schlägt derzeit hohe Wellen, nicht nur in Deutschland. In seinem Gedicht, das im Grunde gar keines ist, thematisiert er den Nahost-Konflikt und kritisiert Israel scharf. Indem der jüdische Staat eine militärische Operation gegen den Iran erwäge, gefährde das kleine Land am Mittelmeer den gesamten Weltfrieden.
Damit zeigt Grass nicht nur seine Nahost-Inkompetenz, sondern provoziert auch noch entrüstete Reaktionen. Denn erst vor wenigen Jahren gab der hervorragende Schriftsteller ("Blechtrommel") und Literaturnobelpreisträger Grass zu, während der NS-Zeit als Jugendlicher SS-Mitglied gewesen zu sein. Wie er vor diesem Hintergrund auf die Idee kommen konnte den jüdischen Staat Israel zu kritisieren, ist mir völlig schleierhaft. Hätte er mal besser geschwiegen.
Grass verkennt die gesamte Gefährdungssituation im Nahen Osten: Es ist der Iran, der Israel das Existenzrecht abspricht. Es ist der iranische Präsident Achmadinedschad, der wiederholt den Holocaust leugnet und davon spricht Israel auszulöschen. Kein Wunder also, das Israel nun erwägt, gegen seinen Erzfeind militärisch vorzugehen, wo doch seit Jahren vermutet wird, dass der Iran Plutonium anreichert, um sich in die Lage zu versetzen, Atombomben zu bauen.
Das sind die Fakten, die nicht erst seit gestern bekannt sind. Und so fiel die Reaktion auf das Gedicht auch dementsprechend negativ aus. Hier eine kleine Presseschau:
Interview mit Marcel Reich-Ranicki
Michel Friedman
Guido Westerwelle
Eine Reaktion Israel selbst ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Es erklärte den Schriftsteller zur persona non grata und will nun alsbald ein Einreiseverbot gegen Grass verhängen. Ob das verhältnismäßig ist oder nicht doch überzogen mag dahingestellt sein. Günter Grass hat jedenfalls erreicht einen gehörigen Teil der Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Antisemit ist er zwar wohl nicht, mittlerweile räumte er ein, dass es ein Fehler gewesen ist, dass er sein Gedicht an das Land Israel adressierte, eigentlich meinte er lediglich die israelische Regierung. Trotzdem: Wenn jetzt sogar die SPD die Konsequenz zieht bei ihren zukünftigen Wahlkämpfen auf dessen Hilfe verzichten zu wollen, dann zeigt dies die Grenzwertigkeit des Gedichts.
Günter Grass' Antwort ließ nicht lange auf sich warten: http://www.sueddeutsche.de/kultur/guenter-grass-reagiert-auf-israels-einreiseverbot-wie-bei-minister-mielke-1.1330251
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